Rituale, Zeremonien und der Weg dorthin

Eine Kundin berichtet einige Monate nach dem Anti-Karriere-Coaching wie es ihr auf Ihrem Herzensweg ergangen ist und ergeht. Sie beschreibt das Auf und Ab in Veränderungsprozessen sehr treffend:

Liebe Frau Kolberg,

schon seit ein paar Wochen nehme ich mir vor, Ihnen zu berichten, was sich in der Zwischenzeit ereignet hat - nun kam Ihr Newsletter als willkommener Anstoß. :-)

Sie erinnern sich, ich hatte Ende März den letzten von 3 Coaching-Terminen und war völlig beseelt von meiner Idee: Rituale und Zeremonien: entwickeln - gestalten - durchführen!

Das war wirklich erst Ende März ...?!? Seitdem hat sich schon einiges getan: Ich habe einen groben Aufbau meiner Website konzipiert und schreibe nun an den Texten. Lauter Rohfassungen zunächst, aber so bin ich gezwungen, mich mit allen Aspekten auseinanderzusetzen - vom Logo bis zur Preisgestaltung und den AGB. Vor kurzem habe ich meine Domain angemeldet und hoffe nun, dass ich bis Jahresende zumindest eine "Ankündigungsseite" starten kann.

Einen Raum (für Workshops etc.) habe ich eventuell auch in Aussicht - und womöglich ist da noch eine Ecke und eine Steckdose für einen Schreibtisch frei? - Ich treffe demnächst den Bekannten, der sich ebenfalls (kreativ) selbständig gemacht hat und bei dem ich mir eine "Untermiete" gut vorstellen kann. Und ich habe in der Zwischenzeit immer wieder mit Menschen (auch fremden) über mein Vorhaben gesprochen. Ich denke dabei ganz oft an Ihre Ermunterung: "Wenn jemand nachfragt, hat er doch schon Interesse gezeigt - etwas besseres kann Ihnen doch gar nicht passieren!" Bislang sind die Reaktionen - nach dem ersten Staunen - durchweg positiv, wenn auch nicht unkritisch - was ja aber durchaus willkommen ist!

Mit der ersten "Krise" musste ich jedoch auch schon fertig werden: Die große, allumfassende Sinnfrage, die ich nicht beantworten konnte: "Wer, um alles in der Welt! soll mir Geld dafür bezahlen wollen, dass ich ihm eine Kerze anzünde und ein Segensbändchen ums Handgelenk schlinge?!?" Obwohl ich wusste, dass solche Sinn-Krisen auftauchen werden, hat es mich eiskalt erwischt. Ich war tagelang wie gelähmt und hatte das Gefühl, ins Bodenlose zu fallen (... etwa doch noch 20 Jahre knechten??? Den Rest Lebenszeit verschwenden und dann ins viel zu enge Grab sinken ...??) Ich hab's dann einfach ausgehalten, so wie man Kopfschmerzen aushält, bei Föhn, hilft ja nix ...

Eines morgens saß ich dann am Tisch und mir fiel die Antwort zu: "Wer soll es denn sonst machen?!?" und mir sind Schlag auf Schlag lauter "Argumente" eingefallen, die mich vor allen anderen Menschen, die ich kenne, für diese Aufgabe befähigen (huch, wie sich das anhört ...!?); nun ist mein ansatzpunkt ein anderer: Ob es jemanden gibt, der mir dafür Geld bezahlt, werde ich nicht eher wissen, als bis ich es ausprobiert habe; aber wenn es jemanden gibt, der eine persönliche "weltanschauungsfreie" Geburtstags-, Hochzeits-, Abschieds-, Umzugs- .... Zeremonie feiern/erleben möchte, der könnte mich brauchen.

Und während ich also an meinen (sichtbaren) neuen "selbst-stehenden" Stand- und Spielbeinen arbeite, bewegen sich auch noch ganz andere (unsichtbare) Dinge. Überhaupt ist das, was "unter der Oberfläche" passiert, das eigentlich Spannende; und wie immer hängt ja alles mit allem zusammen; die ewig alten Fragen, Sie wissen schon ....

  • Wie gehe ich mit mir selber um? (liebevoll genug??)
  • Was lähmt mich?
  • Was hält mich am Boden fest?
  • Welche alten Muster sind immer noch am wirken?
  • Was ist das (für mich) beruhigende an einer unbefriedigenden Situation? etc.

Neulich ist mir klar geworden, dass ich es völlig in Ordnung finde, dass "Arbeit" etwas ist, wozu man sich zwingen muss; das ist aber eine "alte Haltung", die mich nicht zu "neuen Ufern" tragen wird! Zu Kreativität und Inspiration kann man sich nicht zwingen; ich muss also (konsequent!) das "Lustprinzip" zur Grundlage meiner neuen Arbeit machen - wie ungewohnt! und wie ungehörig sich das anfühlt! Und wie geht das dann konkret?!?

Und natürlich: wie unfassbar für den Antreiber in meinem Inneren Team! ("Du musst jetzt noch hier ...! und da ...! und dann gleich ....! und dann endlich online gehen! und endlich das logo ...! Wie lange willst du denn noch rumschlurfen?!") Mittlerweile glaube ich, der Antreiber muss immer so viel antreiben, weil der Zweifler (aus meinem Inneren Team) ihm dauernd auf den Fersen sitzt. Und leider schafft es dieser Antreiber immer wieder, mir ein schlechtes Gewissen zu bereiten, wenn ich seinem Tempo hinterher hinke - und ich hinke immer hinterher, weil sein Tempo mörderisch ist (- auf der Flucht vor den Zweifeln ....).

Vielleicht muss man Zweifel aber einfach zulassen und aushalten (wie Kopfschmerzen, bei Föhn ...), weil man sie sowieso nie vollständig entkräften kann. Zur Zeit habe ich wieder so einen "Durchhänger"; mir macht die Dunkelheit zu schaffen (wie jedes Jahr um diese Zeit), ich bin fast dauernd müde (mit 8 ü!). Ich kann mich nicht konzentrieren (schon gar nicht mehr am Abend!), mir fehlt der Schwung und der "Große Plan". Irgendwie fühle ich mich so wie mein Balkon aussieht: Die bunten Sommerblumen sind längst verwelkt und auf dem Kompost, die leeren Kübel aufgeräumt, die Bäume kahl ... und noch ist es nicht Zeit für Zweige und Lichterketten. (Immerhin ist mein Wunsch vom Anfang des Jahres in Erfüllung gegangen: Ich habe die Jahreszeiten so intensiv erlebt wie schon lange nicht mehr!)

Okay, sage ich mir, jetzt ist es eben so; und statt mit schlechtem Gewissen auf dem Sofa zu liegen, kann ich auch mit Gottvertrauen auf dem Sofa liegen. Eigentlich ist das Leben doch so etwas wie ein Panorama-Foto: Wenn der Blick an einer häßlichen Stelle hängen bleibt, muss man einfach den Zoom weiter aufmachen, die gesamte Landschaft betrachten und den Himmel darüber; und wenn ich mir mein Lebens-Panorama so anschaue, ist es eigentlich ganz schön (und) gelungen!

Als es ganz schlimm war und ich nachts aufgewacht bin und nicht wieder einschlafen konnte, habe ich mich an einen alten "Trick" erinnert: Früher habe ich dann immer im Kopf "Filme gedreht", mir eine Story ausgedacht, Schauspieler besetzt, Titel erfunden... Ich habe einen "Dokumentarfilm über mich" im Kopf gedreh: Ich habe mir vorgestellt, wie ich in einigen (etlichen?) Jahren mir mit meinen Ritualen und Zeremonien einen Ruf erworben habe, und wie ein Fernsehteam mich besucht und interviewt; dann erzähle ich (mir) nicht nur von meinem dann verwirklichten Leben, sondern auch von den Zweifeln und Unwägbarkeiten und den Dingen, die schief gegangen sind, und wie ich nachts im Bett gelegen habe, und wenn ich nicht wieder einschlafen konnte, Filme im kopf gedreht habe ...

Und noch eine kleine Geschichte am Rande: Zu der Collage, die ich damals bei Ihnen erstellt habe, gehörte auch der Satz: Den Augen Zeit geben, sich an das veränderte Licht zu gewöhnen. Einige Monate später war ich dann beim Optiker, um neue Kontaktlinsen zu bestellen. Da ich dort Neukundin war, bestand er darauf, die alten Werte zu überprüfen. Dabei stellte sich dann heraus, dass meine Augen um 0,5 Dioptrien besser geworden sind. Das reißt bei -8 Dioptrien nicht wirklich was raus ... aber immerhin kann ich sagen "Mein Blick hat sich geschärft" ;-))

Ich fühle mich ein bißchen wie ein "Wanderer zwischen den Welten", noch nicht ganz raus aus meinem "falschen" Leben, noch nicht ganz drin in meinem "richtigen" Leben, aber immerhin unterwegs! Mein großer Freund Goethe hat gesagt: "Ich glaube, auf dem richtigen Weg zu sein, da ich mich als einen Reisenden betrachte, der vielem entsagt, um vieles zu genießen." (und recht hat er!)

Ich wünsche Ihnen und allen Ihren Lieben eine schöne, sinnen-frohe Vorweihnachtszeit! Genießen Sie Plätzchen und Glühwein und Kerzenlicht und Glöckchenbimmeln und vergessen Sie nicht, am 21.12. eine besondere Kerze anzuzünden: Da kehrt die Sonne um und zu uns zurück!

Bis zum nächsten Mal
Viele herzliche Grüße
Stefanie

Erstellt durch: Anja Kolberg am Dienstag, 28 November, 2006
Thema: Herzenswege
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