Reichtum

Postkarte 06016

'Wenn du deiner Herzensaufgabe folgst, wirst du reich sein wie nie zuvor!', lautet der Text auf einer meiner 40 gedruckten Postkarten. (inzwischen ausverkauft)

Als ich sie jetzt nochmal bewusst anschaute, war meine erste Reaktion: 'Schön!'
Zweite Reaktion: 'Reich wie nie zuvor? Reich werden geht doch nur mit einer Aufgabe, die viel Geld einbringt. Bringt eine Herzensaufgabe immer viel Geld ein? Kann gar nicht sein. Was habe ich mir dabei gedacht?'
Dritte Reaktion: 'Was bedeutet 'reich sein' eigentlich?'

Reichtum bringe ich als erstes mit Geld in Überfluss und Besitztümern in Verbindung, also materiellem Reichtum.

Doch den habe ich mit dem Text nicht gemeint. Gemeint war innerer Reichtum, zum Beispiel:

  • Freude, Zufriedenheit
  • Spaß haben
  • Sinn spüren bei dem, was ich tue
  • anderen eine Freude machen
  • Zeit haben für die Dinge, die mir wichtig sind
  • gesund sein
  • Das Gefühl, wirklich alles zu haben, was man zum Leben braucht. Und damit meine ich nicht Auto, Haus, Gold, volles Konto, hohe Rentenansprüche usw., sondern das zu haben, was mich erfüllt, mir gut tut und was ich zum Leben brauche: Etwas zu essen, zu trinken, zum Schlafen, einen Platz wo ich mich wohlfühle, Schutz und Sicherheit fühle, in Verbindung sein mit Menschen, die ich liebe und die mich lieben oder mögen.

Zurück zum Ausgangssatz: 'Wenn du deiner Herzensaufgabe folgst, wirst du reich sein wie nie zuvor!'

Was ist das für eine Herzensaufgabe? Was ist meine Herzensaufgabe? Was die Ihre?

Wenn es nicht um Geld geht, ändert das meine Gedanken. Was mache ich nur wegen des Geldes? Was von den Dingen, für die ich Geld bekomme, macht mir wirklich Freude? Würde ich sie auch tun, wenn ich kein Geld dafür bekommen würde?

Geld ist wichtig ist, keine Frage. Obwohl es auch Menschen gibt, die das Gegenteil beweisen, zum Beispiel die Autorin Heidemarie Schwermer, die einen Großteil ihrer Rente verschenkt und sich lediglich eine Krankenversicherung davon gönnt. Ansonsten lebt sie z.B. als Haussitterin gegen Kost und Logis. Tolle Frau!

Wenn ich darüber länger nachdenke, spüre ich, dass es bei einer Herzensaufgabe gar nicht um riesig Großes gehen muss. Ich muss nicht die Welt neu erfinden, Berge versetzen. Eine Blogleserin schrieb mir mit großer Begeisterung von einer Holz-AG, die sie für Schülerinnen und Schüler anbietet, die allesamt mit Feuereifer mit der Laubsäge arbeiten, die Holzteile schleifen, anmalen. Alleine bei der Vorstellung spüre ich tiefe Freude. Hier geht es nicht um Geld. Hier geht es um eine andere Währung, die nicht für Geld zu kaufen ist: Freude.

Wir leben in einer Zeit, wo nicht nur Staaten überschuldet sind, weil sie jahrelang mehr Geld ausgegeben haben als da war. Konsumwünsche werden in meinen Augen mit so viel Werbung angeboten werden wie nie zuvor und inzwischen wird auch mit Geldgeschenken gelockt, wenn man auf Ratenzahlung kauft, also Schulden macht. Ein Kauf, der einen kurzen Kick bringt und doch keine dauerhafte Befriedigung. Es gab schon so einiges, von dem ich dachte, ich brauche es unbedingt, doch als ich es hatte, war der Reiz verflogen. Zum Beispiel ein Zeitschriftenabo, ein bestimmtes Buch. Wie viele Bücher habe ich hier, die ich noch nicht gelesen habe?

Wird das immer so weiter gehen wird oder findet ein Umdenken statt? Verzichten auf Annehmlichkeiten und Neuanschaffungen klingt erst mal wenig verlockend. Schulden abbauen und nicht mehr im Minus leben, sondern im 'Plus' klingt verlockend und erstrebenswert.

Reichtum fühlen durch eine Aufgabe, die mein Herz, die mich erfüllt. Welche Aufgabe würde mich so richtig froh machen, auch wenn ich dafür kein Geld bekommen würde?

Umdenken. Neue Wege einschlagen. Anders sein. Anders denken.

Gerade jetzt vor Weihnachten, wo es ums Geschenke 'kaufen/machen' geht. Da denke ich an ein Weihnachtsgeschenk für meinen Großvater. Das letzte, das ich für ihn machen durfte, doch das wusste ich damals nicht, denn ein paar Monate später starb er. Ich bastelte damals die ganzen Herbstferien zwei Puppen. Eine Großmutter und einen Großvater. Ich werde das Bild nie vergessen, wie mein Opa Weihnachten glücklich mit der Puppe auf dem Arm ging. Dieses Glück, das ich bei den Gedanken daran fühle, das schöne Gefühl, die beiden Puppen immer noch bei meiner Oma in der Vitrine sitzen zu sehen, das ist ein Reichtum, der unbezahlbar ist.

Mir fallen noch viel mehr solch kostbarer Momente ein. Sie machen mich glücklich!

Ich erinnere mich an die Robbe, die mich morgens früh an der Nordsee aufheiterte und den ganzen Tag zum Strahlen und Singen brachte. Das Eichhörnchen, das mir im Frühling vor die Kamera sprang. Das Rotkehlchen, welches im Winter ins Bild flog und wartete, bis ich mein Foto gemacht hatte. Die herrliche Briefaktion letztes Jahr hier im Blog, wo ich selbstgestrickte Socken, handgeschriebene Briefe und Karten, handgearbeiteten Weihnachtsschmuck und selbstgebrannte Mandeln erhielt. PURES GLÜCK!

Es gibt so viel Schönes auf dieser Welt. Reichtum, den man nur fühlen kann.

Anja Kolberg

[Link zur Webseite von Heidemarie Schmermer, die 2016 verstarb. Ihre Tochter führt die Seite weiter.]

Wenn Sie auf diesen Beitrag hinweisen möchten, können Sie einen Link hierhin setzen: https://www.frauencoaching.de/archives/2011/11/entry_6703.html Das Nutzen der Inhalte außerhalb dieser Webseite erlaube ich nicht.

Erstellt durch: Anja Kolberg am Montag, 28 November, 2011
Thema: Blog - 2011, 2. Halbjahr, Blog - Berufl. Orientierung
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