Morgen-Meditation

Meine Augen sind geschlossen. Ich lausche den Geräuschen meiner Umgebung. Motoren. Vögelgezwitscher. Das Plätschern des Bachlaufs. Ein Insekt summt an mir vorbei. Autos auf der Straße vor dem Haus. Kinder toben auf dem Hof der nahen Grundschule. Immer wieder kurzzeitige Stille.

Ich liege an diesem herrlichen Sommertag auf dem Holzstuhl im schattigen Garten. Eine Armlänge links von mir fließt vor dem großen Holzzaun, der mit der wuchsfreudigigen Clematis begrünt ist, das Wasser von der Quelle über den Bachlauf bis zum Teich vor meinen Füßen. Rechts von mir Rasen und dahinter ein Zaun, hinter dem Schneeball, Lorbeer, Lebensbaum und Hibiskus hervor schauen. Hinter mir die Terrasse und das Haus. Über mir der blaue Himmel. Die Sonne erreicht am frühen Morgen gerade die Spitze der großen Sträucher und Bäume, die im nächsten Garten vor mir liegen.

Mein Atem geht ruhig, gleichmäßig und langsam. Meine Haut wird vom Wind gekühlt. Ich fühle den Holzstuhl unter mir, der mich trägt. Meine Kleidung sitzt locker, meine nackten Füße wippen leicht in der Luft.

Ich konzentriere mich wieder auf meinem Atem, öffne mein inneres Auge (= schalte meine Phantasie an) und lasse einen Vorhang aufgehen. Ein klitzekleines Männchen kommt auf mich zu, ein Junge mit kurzen dunklen Hosen, Hosenträgern und einem weißen Oberteil darunter. Ich frage ihn wie er heißt. 'Muck', seine Antwort. Er klettert mir auf die rechte Schulter und bleibt dort mit wippenden Füßen sitzen. Sagt nichts weiter. Ist einfach da. Das fühlt sich schön an.

Ich hebe meinen Blick und schaue aufs Meer. Wie ich das liebe, die Schaumkronen auf den Wellen beobachten, die auf mich zuströmen, wie die Gischt hochspringt und die salzige windige Luft zu spüren und zu schmecken. Ich nehme auf der Spitze der Düne Platz. Hinter mir erscheint ein Baum, der sich genau hinter meinem Rücken niederlässt und dort Wurzeln schlägt. Ich lehne mich zurück an seinen starken Stamm und blicke auf das Meer.

Aus dem Meer kommen zwei freundliche große Gestalten auf uns zu, umhüllt mit langen grünen faserigen Algen. Sie setzen sich rechts und links an meine Füße. Ein Rotkehlchen landet auf meinem Kopf. Ein Eichhörnchen springt auf meine linke Schulter und nimmt dort mümmelnd Platz. Wie leicht sich das anfühlt, auch das Vögelchen auf dem Kopf - so leicht.

Ein Schmetterling flattert mir vors Gesicht und nimmt auf meiner Nase Platz. Ich muss lachen. Er erhebt sich wieder und setzt sich auf meine linke Hand wie ein ganz besonderes Schmuckstück.

Wieder blicke ich hinaus auf die Wellen, die das Meerwasser an den Strand spülen. Hin und zurück. Hin und zurück. Der Wind weht durch meine Haare.

Auf einmal stehe ich unten an der Wasserkante und tauche meine Füße in das kühle Meer. Ich lasse beim Gehen das Wasser hochspritzen und genieße die Abkühlung an meinen Waden. Der Sand unter meinen Füßen ist rau und kühl.

Ich bin im Wasser. Die beiden Algenmenschen lassen mich auf der Wasseroberfläche schweben, halten mich sicher am Arm. Ich sehe den blauen Himmel über mir, fühle mich sicher getragen und begebe mich in ihre Führung. Mit der Strömung des Meeres ziehen sie mich unter Wasser und kann das Leben dort beobachten. Ich fühle mich leicht und beschützt. Sie bringen mich zwischendurch hoch zum Atmen und ich genieße diesen Wechsel. Ich fühle die Haut eines Fisches an meinen Armen, glatt und kühl schwimmt er vorbei.

Ich werde aus dem Wasser hinausgehoben und liege auf dem Rücken eines Wales wie auf einer Insel. Im Licht der Sonne und dem Hauch des Windes trockne ich. Dann lässt mich der Wal seinen Rücken hinunter rutschen und er schwingt seine große Schwanzflosse empor. Hoch in die Luft werde ich darauf von ihm gehoben, einen Moment schwebe ich und werde von den Krallen großer Vögel an den Armen in die Höhe getragen, wo ich kurz darauf auf dem Rücken eines Adlers abgesetzt werde.

Sein Gefieder ist so zart und weich. Der Adler so stark und kraftvoll. Ich genieße den Ausblick auf die Erde und getragen zu werden. Die Schwingen tragen uns höher und höher. Das Land und Wasser unter uns wird kleiner und kleiner und ich erblicke die Atmosphäre der Erde, den Wechsel des Himmelblaus hinein ins das tiefe Blau des Alls.

Uns umgeben leuchtende Punkte und ich werde auf einem kleinen Stern abgesetzt. Über mir und dann um mich herum wird es weiß und hell. Ich höre eine Stimme, die sagt: 'Schreib das auf.'

Ich öffne die Augen, blicke auf meine Füße, an denen noch Grashalme von der Gehmeditation kleben. Schließe noch einmal die Augen, atme tief durch. Reibe die Füße aneinander, die herrlich kühl vom Laufen über das vom Tau überzogene Gras sind. Hebe meine Arme über meinen Kopf, strecke mich, rutsche im Stuhl nach unten, blicke in den Himmel.

Dann stehe ich auf. Ziehe mir meine Schuhe an, steige die Treppen hinauf in mein Büro und schreibe diese Meditation hier auf. Und nicht nur diese, ich erzählte in einem weiteren Beitrag wie es zur Meditation kam, ich illustrierte die Beiträge, gestaltete auch einige neue E-Cards, machte immer wieder Pause und jetzt ist es Nachmittag geworden und ich bin immer noch glücklich und froh. Was so eine Zeit am Morgen alles bewegen kann! Ich bin froh, dass ich mir die Zeit genommen habe, das alles aufzuschreiben. Arbeit die mich froh und glücklich sein lässt und ganz nah bei mir selbst.

In tiefer Ruhe und innerem Frieden,

Ihre

Anja Kolberg

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Montag, 08 Juli, 2013
Thema: Blog - 2013, 2. Halbjahr, Blog - Medialität
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