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Im Himmel. Drei Wochen ohne dich.

Seit vielen vielen Tagen denke ich darüber nach, diesen Beitrag zu schreiben. Ich habe es nicht geschafft. Nicht geschafft, weil ich dachte, es wird dadurch etwas so endgültig, das ein Teil von mir festhalten, bewahren möchte. Die Hoffnung: Wenn ich es nicht öffentlich schreibe, ist es auch noch nicht wahr, ich kann es zurück nehmen, es ist nur ein Traum, aus dem ich gleich aufwache und dann ist alles so wie früher.

Heute ist der Tag, wo ich all meinen Mut zusammen nehme und mich dieser Traurigkeit stelle.

Am Donnerstag, den 25. Januar 2018 ist unsere geliebte Hündin Minu gestorben. 15 Jahre lebte sie mit uns, versorgte uns mit täglichen Spaziergängen, Stupsern, Spielaufforderungen, Blicken und ihrer Energie.

Wir wussten, mit einem stattlichen Alter von 15 Jahren für einen großen Hund war es noch eine Sache von Monaten, vielleicht einem oder zwei Jahren. Wir wussten, der Tag würde kommen, wo wir sie gehen lassen müssen. Auch wenn unser Herz hoffte, sie lebt ewig.

Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, laufen mir wieder die Tränen die Wangen hinab, ich schluchze. Ich bin so tieftraurig, dass sie nicht mehr bei uns ist. Ich weiß, ihre Energie ist bei uns, aber die Körperlichkeit fehlt und das ist ein entscheidender Unterschied.

Sie fehlt überall. Ich habe so viel geschrieben, seit dem ich sie zum Tierarzt und wieder nach Hause getragen habe. Meine Gefühle in einer roten Kladde mit einem Schmetterling vorne drauf festgehalten, meine Trauer verarbeitet.

Die ersten Tagen waren heftig. Am ersten Abend fragte ich mehrfach: "Wie sollen wir das überleben?" Unser Hund ist ein Teil unserer kleinen Familie, das Liebe und Fürsorge braucht und zurück gibt. Jetzt ist ihr Platz auf dem Sofa leer. Sie liegt nicht mehr neben meinem Schreibtischstuhl, während ich hier sitze und arbeite. Draußen hat es diese Nacht geschneit. Sie tollt nicht mehr voller Freude über den Schnee durch den Garten, spielt Schneeschieber. Die weiße Fläche auf der Terrasse und im Garten ist unberührt. Sie fehlt so sehr.

Ich habe seit Tagen schon nicht mehr so stark geweint wie jetzt gerade. Jetzt weiß ich, warum ich den Beitrag für den Blog noch nicht schreiben konnte. Schreiben verarbeitet. Verarbeitet Gefühle. Und öffentliches Schreiben wie für meinen Blog ist noch mal eine weitere Stufe. Ich habe fast ein Heft gefüllt mit meinem Gedanken, Erlebnissen und Erfahrungen des Trauerprozesses, durch den mein Mann und ich gegangen sind und gehen. Wir haben so viel liebe Anteilnahme von unserer Familie, von Freunden gefunden, gleich ob sie ein Haustier haben oder nicht. Sie alle wissen wie sehr wir Minu geliebt haben. Sie gehörte einfach zu uns und so wird es immer bleiben.

Seit dem ihre Urne wieder in unserem Haus ist, ging es meinem Mann und mir besser. Es war einfach ein beruhigendes Gefühl. Wir hätten uns das vorher nicht träumen lassen, wollten die Asche eines Tages im Meer verstreuen. Jetzt möchten wir die Urne noch behalten. Auch ihre Sachen sind noch nicht weggeräumt. Ihr Geschirr hängt immer noch am Stuhl, wo ich es hinhing, als ich es ihr ein letztes Mal auszog. Der Wassernapf, die Körbchen mit all ihren Spielsachen, alles bleibt stehen. So lange, bis es sich richtig anfühlt.

Am 1.2. hatte ich eine größere OP beim Zahnarzt. Vierzehn Tage war ich intensiv mit meinem Körper und der Wundheilung beschäftigt, so dass ich etwas von der Trauer abgelenkt war. Gestern war ich vor dem Fäden ziehen bei der Tiervermittlungsstelle in Köln-Porz und habe dort Minus Futter, Leckerchen und Medikamente abgegeben. Dort sind alle Hunde, Katzen, Kaninchen und Vögel in Pflegestellen, also in Familien untergebracht, von wo aus sie dann vermittelt werden. Ein tolles Konzept. Sie konnten Minus Sachen gut gebrauchen, denn viele alte Hunden haben Gnadenbrotstellen und auch jene kennen die gleichen Alterswehwehchen wie Minu sie hatte. Ein tröstlicher Gedanke, dass ihre Sachen helfen können.

Mein Büro war seit Mitte Januar, als es Minu schlechter und schlechter ging, im Chaos. Mein Schreibtisch voller Papiere, die kreuz und quer lagen. X Sachen hatte ich begonnen und nicht zu Ende geführt. So langsam lichtet sich das Chaos, doch viel langsamer, als mein quirliger und ungeduldiger Verstand das gerne hätte. Doch er lernt, geduldiger zu sein und die Situation anzunehmen wie sie ist. Manchmal geht es einfach nicht anders.

Seit der Zahn-OP hatte ich weniger geweint und ich dachte: "Ich bin über den Berg." Gerade merke ich, dass da immer noch viele Tränen und Traurigkeit ist.

Wir hatten das große Glück und das war auch ein Trost, dass unsere Hündin am Ende ihres Lebens angekommen war und nicht wie so manche ihrer vierpfotigen Freunde in jungen Jahren sterben mussten. Minu hatte zwar Arthrose, ihr Gang war langsamer geworden, die Treppen wurden nicht mehr im Sturm erklommen, sondern Stufe für Stufe. Seit sie deswegen vor anderthalb Jahren Schmerzmittel bekommen hatte, waren Magenprobleme zurück geblieben. Doch außer diesen Problemen war sie munter. Hatte noch Appetit, auch wenn sie all die tollen Sachen nicht mehr vertrug und deswegen nicht mehr naschen durfte. Eine Woche vor ihrem Tod war sie noch ausgelassen über die Terrasse gehüpft.

Drei Wochen leben wir jetzt ohne sie. Ich bin froh, dass ich es heute geschafft habe, diesen Beitrag für den Blog zu schreiben und Ihnen berichtet, was passierte.

Minu wurde bei einer Tierärztin am 24.12.2002 geboren. Wegen einer Erkrankung, die sie schon mit auf die Welt brachte (Rechtsaorta), blieb sie länger bei der Tierärztin, bis sie operiert war und wieder fit. Im März kam sie dann zu uns. Im Blog habe ich immer mal wieder über unsere Zeit und Erfahrungen mit unserer Hündin berichtet. Die Tierärztin konnte sich noch an Minu erinnern, das süße kleine Hundemädel, das ihnen am Anfang so Sorgen gemacht hatte. Viele ihre Wurfgeschwister waren schon über die Regebogenbrücke gegangen. Wer hätte am Anfang ihres Lebens gedacht, dass Minu so lange leben würde?

Wir hatten eine schöne Zeit zusammen. Die Zeit wäre nicht intensiver geworden, wenn sie noch mehr Wochen gelebt hätte. Weihnachten 2016 schon dachten wir, wir verlieren sie. So schlecht ging es ihr da. Doch Minu war schon immer eine Kämpferin und sie wurde wieder fit. Ein Jahr bekamen wir zusammen noch geschenkt. Wir konnten nochmal in Urlaub fahren und so viele schöne Erlebnisse und Momente sammeln. Auch dafür sind wir sehr dankbar.

Doch hätte mir jemand gesagt: "Das ist deine letzte Woche mit ihr." Dann hätte ich alles stehen und liegen lassen und hätte mich intensiver mit ihr beschäftigt. Es wäre aber auch viel trauriger gewesen, weil ich um ihr nahes Ende gewusst hätte. So war ich selbst beim letzten Gang zum Tierarzt noch in der Hoffnung, dort könnte ihr geholfen werden und ich würde sie dann wieder mit nach Hause nehmen. Sie konnten ihr auch helfen, aber anders als gehofft. Sie wurde erlöst. Ich konnte sie wieder mit nach Hause nehmen und wir konnten Abschied von ihr nehmen.

Die Tränen werden weniger werden und wenn sie kommen, ist es auch gut so. Jede Träne, jede Erinnerung, jedes über sie reden und schreiben hilft, die Situation zu verarbeiten und anzunehmen. Ich habe in den letzten Wochen viel über Trauerprozesse gelernt und geschrieben. Auch dafür bin ich sehr dankbar. Trauer tut weh, aber sie ist auch lebenswert und so intensiv und kostbar.

Ich hatte am Abend ihres Todestages gefragt: "Wie sollen wir das nur überleben?" Die Antwort: Tag für Tag. Träne für Träne. Erinnerung für Erinnerung.

Ihre gerade traurige und gleichzeitig dankbare und zuversichtliche

Anja Kolberg

PS: Hier habe ich über das Leben mit Minu berichtet: Blog - Hundemami 

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Donnerstag, 15 Februar, 2018
Thema: Blog - 2018, 1. Halbjahr, Blog - Hundemami, Blog - Psychologie

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