Wie geht's?

Mir? Mir geht es heute richtig gut! Ich liebe die kühle Frische später Sommertage am Morgen. Tau liegt auf den Wiesen, auf den Blumen. Die Sonne darf strahlen, was das Zeug hält. Und das macht sie gerade - mitten in mein Büro! :o)

Wer selbstständig ist, weiß um die Gefahr, sich selbst auszubeuten. Viel mehr zu arbeiten, als man dies - zumindest meistens - als Angestellte gemacht hat. Ich kenne dieses "kein Ende finden" nur zu gut. Dazu gehört die Arbeit bis spät in die Nacht, am Wochenende, bei externen Terminen Übernachtungen in Hotels, Reisezeiten während der Freizeit, die Fachbücher im Urlaub, das Telefonat am Abend und muss ich nicht auch noch zu einer Netzwerkveranstaltung hin... Das externe Büro in Köln-Zollstock hat mir vor ein paar Jahren geholfen, "gesunde" Bahnen zu ziehen. Und als ich dann mit meinem Büro zurück in unser Haus ging, war es viel leichter, einen zeitigen Feierabend zu finden.

Dennoch ist es immer wieder eine Herausforderung, gerade wenn ich in kreativen Hochphasen bin, einen Absprung zu schaffen. Gut ist, dass ich inzwischen weiß, wie gut mir ein regelmäßiger Feierabend bekommt. Die Ruhe am Abend, der PC ist ab 18 Uhr aus - gilt auch für meinen Partner, wir haben hier eine gemeinsame Deadline gefunden - dann kochen, essen, Gassi gehen und zum Schluss gemütlich auf die Couch (ja, bin ein Couch-Junkie) legen und meine Lieblingsserie schauen oder einen Film... Was auch immer. Das ist das, was mir gut tut. Dann bin ich ausgeglichen und kann abschalten. Und ich bin stolz auf mich, dass es mir immer öfter gelingt, schon vor meiner selbst gesetzten Feierabendzeit von 18 Uhr den PC auszumachen.

Raustreten aus dem Hamsterrad, das ich mir selbst geschaffen habe. Zum Beispiel für ein kurzes Nickerchen oder eine gemütliche Lesestunde (lese gerade wieder ein guuuutes Buch) oder worauf mein Herz auch immer Lust hat ... Diese Zeiten sind herrlich. Es ist ja ein gewaltiger Unterschied, ob man nur weiß, dass man diese Freiheit hat oder ob man sie auch wirklich nutzt!

Als ich noch (un)glückliche Angestellte war, dachte ich immer: Wenn ich endlich die Arbeit mache, die ich wirklich liebe, dann bin ich gesund und es geht mir supergut. Und die Selbstständigkeit ab 1999 machte mir einen Mordsspaß (was für ein Wort!). Endlich konnte ich tun, was ich wollte. Unglaubliche Energien wurden freigesetzt. 7 Tage die Woche habe ich gearbeitet. Die Quittung kam dafür insbesondere 2001, als ich einen Bandscheibenvorfall bekam und weil ich immer noch nicht eingesehen habe, dass ich weniger arbeiten sollte (schließlich waren gerade mein Bücher erschienen) anschließend einen Hexenschuss. Meine Theorie war also ein gewaltiger Irrtum gewesen!

Egal wie freudvoll die Arbeit (angestellt oder selbstständig) ist: Solange keine Balance herrscht und ich für einen Ausgleich sorge, geht es gegen meinen Körper. Damit meine ich nicht Sport, den habe ich immer noch nebenbei gemacht. Sondern die kleinen Freiheiten und die Regelmäßigkeiten herauszufinden, die ich brauche, um eine Basis zu schaffen, die mich stützt und stärkt. Dazu gehört es auch unbedingt, Entscheidungen zu treffen, was ich nicht (mehr) tun will. Die letzten Jahre war ich wirklich damit beschäftigt, mir ein gesundes Balance-System einzurichten. Nicht leicht, denn viel Arbeiten ist ja in unserer Gesellschaft sehr angesehen. Und dann war da immer noch die Sorge, wenn ich weniger arbeite, habe ich weniger Geld in der Tasche.

Die Frage ist, ob ich mit mehr Geld (und einem erschöpften Körper) glücklicher bin. Meine Erfahrung ist: Nein. In diesem Jahr sind mein Partner und ich mit so wenig Geld ausgekommen wie noch nie zuvor. Und es war ein sehr glückliches und erfülltes Jahr! Ich habe den Eindruck, dass ein solides Fundament gebaut worden ist, eine Erfahrung, die mich stärker sein lässt als jemals zuvor. Und das ist ein großartiges Gefühl der Sicherheit!

Herzlich

Anja Kolberg

Erstellt durch: Anja Kolberg am Mittwoch, 29 August, 2007
Thema: Blog - 2007, 2. Halbjahr, Blog - Selbstständigkeit
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