Dicke Backe

Unser Schatz hat eine dicke Backe. Die Schwellung ist zwar schon zurück gegangen, doch zurück bleibt eine Beule unterhalb des Auges. Unser Hund frisst normal, schläft, wirkt entspannt. Aber wie ich heute gelesen habe, hat das alles nichts zu bedeuten, da sich Zahnprobleme (was ich vermute) bei Hunden anders äußern. Sie sind dann eher ruhig, speicheln vermehrt. Bis sie das Futter verweigern, ist es schon ziemlich weit. In zwei Stunden haben wir einen Termin in der Tierklinik in Stommeln. Seufz. Habe schon Bachblüten Notfalldrops zur Beruhigung von uns Herrchen gekauft. Menno ist das doof!

Ich fühle mich ganz schön belämmert und daran möchte ich etwas ändern. So probiere ich es mit 'The Work' von Byron Katie (Ziel: Frieden im Kopf), das hat mir schon mal geholfen. Vielleicht jetzt auch.

Was ist denn mein schlimmster Gedanke? Minu wird daran sterben.

Ist das wahr? Nein, es kann genau so gut schnell geklärt werden und morgen geht es unserem Hund schon viel besser und sie wird 20 Jahre alt. (Ist jetzt sieben.)

Was passiert mit mir, wenn ich diesen Gedanken glaube? Ich bin panisch, ängstlich, mein Puls steigt. Das kann sich gut auch auf den Hund übertragen.

Wer wäre ich ohne diesen Gedanken? Ruhig, besonnen und zuversichtlich. Eine Stütze für meinen Hund und meinen Mann.

Die Umkehrung meiner Aussage: Minu wird nicht sterben.

Ist das genau so wahr oder wahrer? Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Gedanke wahrer ist, ist viel viel größer. Ich denke gerade an das Foto eines verwahrlosten Straßenhundes, das ich gesehen habe. Er sah furchtbar aus und war nach ein paar Wochen in guter Obhut nicht mehr wieder zu erkennen. Unser Hund befindet sich stets in guter Obhut, er ist stark, er hat eine gesunde Statur - er wird diese Schwellung/Beule, das Problem, das ich noch nicht diagnostiziert ist, überstehen.

Aufatmen. Jetzt fühle ich mich besser.

Fünf Minuten später geht das Gedankenkarussel es schon wieder los. Ich denke jetzt: Was, wenn etwas schief geht?

Ist das wahr? Natürlich kann etwas schief gehen.

Kannst du mit absoluter Gewissheit wissen, dass das wahr ist? Nein, es kann auch alles gut ausgehen.

Was passiert mit mir, wenn ich diesen Gedanken glaube? Ich bin aufgeregt. Atme flacher. Habe Angst. Bin unsicher.

Wer wäre ich ohne diesen Gedanken? Frei. Zuversichtlich. Ruhig. Friedlich. Ich würde alles auf mich zukommen lassen und dann reagieren.

Die Umkehrung meiner Aussage: Was, wenn nichts schief geht?

Ist das genau so wahr oder wahrer? Das ist genau so gut wahr. Dann hätte ich mich umsonst aufgeregt.

Ist es jetzt gut? Nein, es ist nicht gut.

Warum nicht? Ich habe Angst um Minu.

Ist das wahr? Ja klar.

Kannst du mit absoluter Gewissheit wissen, dass das wahr ist? Dass ich Angst habe? Klar habe ich das. Aber ob ich Angst haben muss, dass kann ich nicht wissen. Es kann genau so gut sein, dass ich keine Angst haben muss, weil alles gut geht und wir anschließend darüber lachen wie leicht alles ging.

Was passiert mit mir, wenn ich glaube, dass ich Angst haben muss? Ich bin total aufgeregt, habe Sorge um Minu. Das Herz schlägt mir bis zum Hals.

Wer wäre ich ohne den Gedanken, Angst haben zu müssen? Erleichtert. Zuversichtlich. Sicher. Froh. Ruhig. Entspannt.

Die Umkehrung: Ich habe keine Angst um Minu. -> Das stimmt nicht, ist für mich nicht wahr.
Noch eine: Ich brauche keine Angst um Minu zu haben. --> Das fühlt sich zumindest besser an. Aber wirklich gelöst und friedlich fühlt es sich nicht an, weil ich noch Zweifel habe.

Insgesamt bin ich jetzt zumindest etwas ruhiger als vor dem Schreiben dieses Blogbeitrags. Das ist ja schon mal was, auch wenn noch kein wirklicher Frieden in meinen Gedanken ist.

Jetzt könnte ich noch das tun, was ich sonst mache, wenn ich vor Terminen aufgeregt bin: Ich stelle mir vor, der Termin ist vorbei, alles ist super gelaufen und ich erzähle jemandem wie es gelaufen ist:

Es ist Donnerstag Nachmittag, 16 Uhr. Ich bin ganz glücklich, weil mit Minu alles gut gegangen ist. Wir haben Mittwoch Abend ganz leicht in die Klinik gefunden und mussten nur ganz kurz warten. Die Ärztin war sehr nett, Minu mochte sie gleich und lies sich ohne Probleme die Spritze für die Betäubung geben, so dass die Schwellung in Ruhe untersucht werden konnte. Unser Hund wurde geröngt, dabei wurde das Problem entdeckt. Anschließend wurde das Problem professionell behoben und Minu aus der Narkose geholt. Sie hat alles sehr gut überstanden. Gestern Abend war sie noch ein bischen torkelig, aber das hielt nicht lange an. Heute früh war sie ganz die Alte. Gefressen hat sie heute früh nichts, heute Mittag eine Scheibe Wurst. Das sieht alles sehr gut aus und uns geht es auch gut, weil wir Klarheit haben und wissen, dass wir ihr geholfen haben. Ich bin stolz auf uns, dass wir drei das so gut überstanden haben.

Jetzt geht es mir besser.

Anja Kolberg

Erstellt durch: Anja Kolberg am Mittwoch, 06 Januar, 2010
Thema: Blog - 2010, 1. Halbjahr, Blog - Hundemami
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