Neuer Bericht aus Südafrika: Am Scheideweg

Lisa Balz lebt seit vielen Jahren in Südafrika und schildert seit dem immer wieder ihre Eindrücke und Erfahrungen als selbstständige Deutsche. Sie finden alle Berichte in der Rubrik: Südafrika-Bericht.

Hier ein neues Lebenszeichen von ihr. Stürmische Zeiten in Südafrika:


Mit Erstaunen stelle ich fest, dass fast auf den Tag zwei Jahre vergangen sind seit meinem letzten Bericht. Wenn ich durch vorherige Berichte lese, bin ich fassungslos, dass ich immer noch “nur so dahinkrieche”.

Eines hat sich allerdings geaendert: Ich bin am Ende meiner Kraefte und mein gesamtes Kapital ist aufgebraucht. Meine Schulden bei Freunden und Familie sind hoeher als der Wert meines Autos – meines einzigen “Vermoegens”.

Zusammenfassung der letzten Monate:
Es gibt drei Gruende, warum ich in der momentanen finanziellen Krise stecke. Fuer den ersten bin ich selbst verantwortlich, den zweiten kann ich mir nicht erklaeren, der Dritte ist ein sehr dramatischer.

Grund eins:

Im vergangenen April haben Leute fuer mich eine 2-monatige Marketing Kampagne gefahren ueber das professionelle business network LinkedIn. Die Formulierung des Textes hatte ich den Fachleuten (Marketing) ueberlassen. Um mehr auf der sicheren Seite zu stehen, hatte ich den Text von mehreren Leuten unabhaengig voneinander ueberpruefen lassen.
Das Ergebnis war gleich NULL. Keiner konnte mir den Misserfolg erklaeren. Kulanterweise hat mir die Marketing-Firma 50% der vereinbarten Summe zurueckgezahlt.
Das hat mich ziemlich negativ beeinflusst. Wie kann ich Firmen anschreiben, wenn ich nicht weiss, welche Botschaft ich aussende???? Wie kann ich etwas aendern, wenn ich nicht weiss, was zu aendern ist? Diesmal war es nicht nur eine Frage der Landessprache, mehr aber der Marketing-Sprache.

Die andere Geschichte ist, dass ich immer noch nicht vollkommen Englisch spreche. Speziell wenn ich unter Druck stehe - wie z. B. bei Verkaufsgespraechen am Telefon - fallen mir entsprechende Vokabeln nicht mehr ein und ich fange an zu stottern. Es ist, als ob ploetzlich das komplette englische Woerterbuch aus meinem Gedaechtnis verschwindet! Vakuum im Gehirn! Das wirft natuerlich kein gutes Licht auf mich und meinen Service – da greife ich dann eben nicht mehr zum Telefon. Ein Teufelskreis! Erst in den letzten 3 Wochen habe ich ernsthaft an dieser “Huerde”gearbeitet und habe aktive Aquise betrieben – mit mittelmaessigen Erfolg.

Grund zwei:

Viele, viele Male sind Projekte nicht zustanden gekommen aus Gruenden, die nicht von mir beeinflusst waren:

  • Entscheidungstraeger, mit denen ich verhandelt hatte, haben kurzfristig den Job gewechselt, die Nachfolger waren nicht interessiert an meinem Service.
  • Muendliche Zusagen vor Zeugen wurden ploetzlich nicht in schriftliche Kontrakte umgewandelt.
  • Projekte wurden gestartet und nach kurzer Zeit erst mal fuer Monate auf Eis gelegt.

Die Liste ist unendlich! Selbst enge Geschaeftsfreunde verstehen nicht, was da ablaeuft! Ein christlicher Freund und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass Gott meinen Glauben an ihn und mein Vertrauen in ihn auf die Probe stellt. Ich weiss einfach, dass Gott mich niemals verlassen wird! Ich habe immer genug zu essen, immer gerade genug fuer Bezin und einen Platz zum Leben.

Der Grund drei:

Ich mache alles allein. Mein Service erfordert, dass ich zum Kunden gehe. Wenn ich unterwegs bin, kuemmert sich niemand um bestehende Kunden oder gewinnt neue! Waehrend ich fuer Stunden im Auto sitze und zukuenftige Kunden besuche, "schlaeft" mein Business! Darum habe ich mich entschlossen, als ersten Schritt einen Verkaeufer zu engagieren, der auf Kommissionsbasis fuer mich arbeitet. Er beginnt Anfang Mai mit seiner Akquise.

Vor 10 Tagen hat es allerdings einen weiteren grossen Rueckschlag gegeben, der mir den Boden unter den Fuessen entzogen hat! Wieder einmal aus Gruenden, die nicht von mir beeinflussbar waren, habe ich einen riesengrossen Auftrag verloren.

Das hat mir die letzten Kraefte geraubt!

Meine Schwester Ulla moechte mich nach Deutschland zurueckholen. Doch was soll ich in Deutschland?!?!

  • Freunde, Kirche, mein Umfeld verlassen?
  • Die Freundlichkeit und Waerme Suedafrika’s verlassen?
  • Mich mit meinen nun 60 Jahren in die Schlange der Arbeitssuchenden in Deutschland einreihen?
  • Wie kann ich denn in Deutschland erfolgreich sein, wenn ich es hier nicht schaffe?
  • Nach 11 Jahren Abwesenheit wieder von vorn zu beginnen, ohne finanziellen Rueckhalt und ohne Aussicht auf Einkommen --- dazu habe ich momentan schlicht und ergreifend keine Kraft mehr!

Was soll ich machen???

Wie geht es mit mir weiter???

Duch diese ganzen Berg- und Talfahrten hat mich eines aufrecht und am Leben erhalten: Mein gewachsener Glaube an Gott! Er hat mich niemals verlassen oder aufgegeben und er wird es auch jetzt nicht tun! So sicher, wie ich damals meiner Vision war, so sicher bin ich heute immer noch, dass Gott grosse Plaene fuer mich hat.

Jeremiah 29: 11 sagt es ganz klar: “Denn ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe. Pläne des Heils und nicht des Unheils; ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben. Das sage ich, der Herr.”

Ausserdem habe ich gute Freunde, die fuer mich da sind - zum Reden, zum Abschalten, zum Ermuntern und Auffangen. Die mich auch in meiner Hinwendung zu Gott bestaerken und mich ermuntern, mich auf ihn ganz zu verlassen.

Ich bin zwar momentan ausgebrannt, gebe aber die Hoffnung nicht auf!

Somerset West, 5. Mai 2013

© Lisa Balz

Erstellt durch: Anja Kolberg am Montag, 27 Mai, 2013
Thema: Blog - 2013, 1. Halbjahr, Südafrika-Bericht
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