Das 1. Halbjahr 2008 neigt sich dem Ende

In sechs Monaten bereiten wir uns für unseren Sylvesterabend vor. Weihnachten liegt dann bereits hinter uns, das Jahr 2009 steht vor der Tür. Erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht, oder?

In solchen Momenten wird mir bewusst, wie endlich alles ist. Ich bin jetzt 38 Jahre alt. Was fand ich meine Eltern damals alt, als sie 40 und ich noch keine 20 war. Bald bin ich selbst 40. Christine Westermann hat am Samstag bei Böttinger im WDR sehr ergriffen davon erzählt, wie schwer es ihr gefallen ist, 60 zu werden. Wie schnell die letzten 20 Jahre umgegangen sind. Und wenn es gut ginge, hätte sie noch 20 Jahre. Sie hatte Tränen in den Augen stehen. Seit dem denke ich darüber nach. Wer gerne lebt - ich zähle mich dazu - für den ist die Zeit hier auf Erden kostbar.

Vor einer Woche ist ein Großonkel von mir gestorben. Das war ein Schreck, auch wenn es für ihn eine Erlösung war. Und auf einmal sind die Menschen weg. Nicht mehr da. Das ist so skuril, so unfassbar für das Herz und den Verstand.

Bei meinem Vater auf dem Geburtstag, der letzte Woche 62 wurde, erzählte eine Tante, dass sie inzwischen nur noch von Jahr zu Jahr schauen würde und gar nicht mehr so weit nach vorne wie als junger Mensch. Irgendwann gehört man selbst zu den älteren. Irgendwann sind es nicht mehr die Erwachsenen, die über mir stehen (ich stelle mir so eine Art Stufen vor und über mir stehen meine Eltern, meine Großmutter) dann bin ich selbst erwachsen. Irgendwann sind da nicht mehr die Mamas und Papas, dann bin ich es selbst. Irgendwann bin ich selbst die Oma.

Ich sah letzte Woche Bilder von früher, ich war 10, meine Tante 30, meine Oma Ende 50. Ich hatte damals immer gedacht, wenn ich älter werde, bin ich anders. Und plötzlich bin ich älter - älter als meine Tante damals - und stelle fest: Ich bin immer noch die gleiche Anja. Klar, mehr Erfahrungen, mehr erlebt, aber immer noch der gleiche Mensch. Ich bin der gleiche Mensch wie das Kind Anja. Und ich werde mit 90 noch die gleiche Anja sein und auch mit 100. Wenn es klappt, dann ein bischen weiser, vielleicht gelassener als heute, weitsichtiger, aber immer noch der gleiche Mensch.

Mir wird deutlich, dass es jenseits vom Alter eine Ebene gibt, auf der wir alle gleich sind. Wo wir alle die gleichen Wesen sind mit Gefühlen, Wünschen, Hoffnungen, Sorgen, Träumen. Alle die gleichen geliebten Kinder Gottes. Das wirkliche Leben kommt nicht irgendwann, wenn ich ein bestimmtes Alter erreicht habe, verheiratet bin, Kinder habe. Nein, das wirkliche Leben findet immer genau jetzt statt.

Auch ich werde älter und bin irgendwann im Alter meiner geliebten Oma. Und in mir drin ist dann immer noch das kleine Mädchen, das Barbiepuppen geliebt hat, das gerne Teig schleckt, das Träume hat und glücklich sein will.

Anja Kolberg

Erstellt durch: Anja Kolberg am Montag, 30 Juni, 2008
Thema: Blog - 2008, 1. Halbjahr, Blog - Körper & Schmerzen
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