Mein So-Sein

Wie sehr akzeptiere ich mich selbst? Verurteile ich mich dafür, dass ich nicht so bin wie andere mich gerne hätten oder ich nicht so bin wie ich mich gerne hätte?

Letzte Woche habe ich über meinen Ausflug nach München (Teil 1 und Teil 2) berichtet. Etwas sehr persönliches von mir, das mir aber so wichtig war, dass ich es öffentlich machen wollte, diese Seite von mir zeigen wollte. Auch wenn es nicht mit den Themen zu tun hat, die geläufig oder lustig sind und jedermann ansprechen. Sie haben mit dem Tod zu tun, mit Kontakt zu Verstorbenen, mit Tabus.

Sollte ich diese Seite von mir verstecken oder mich zeigen? Sollte ich offen wie ein Kind ohne über die Folgen nachzudenken, von mir, meinen Interessen, meinen Abenteuern erzählen? Ganz zu mir stehen?

Ich habe mich dazu entschlossen, ganz zu mir zu stehen, auch zu der Seite in mir, die von dem Thema "Das Weiterleben der Seele nach dem Tod" fasziniert ist. Auch wenn das ein sensibles Thema ist.

Freitag Abend erreichte mich die Mail einer Leserin, die ausführlich beschrieb, dass sie meine Interessen nicht akzeptierte. Zuerst war ich geschockt, ich fühlte mich abgelehnt, verletzt, nicht so gelassen wie ich bin. Ich hatte Angst, meine Atmung wurde flacher. Ich fühlte mich sogar schlecht, schuldig (Wie konnte ich nur über "so etwas" schreiben?) und ziemlich missverstanden. Ich verurteilte mich selbst für das, was ich geschrieben hatte und wollte den Artikel schon ändern, doch mein Inneres hielt mich davon ab. Dann wollte ich mich per Mail wehren, mich rechtfertigen, mich erklären, zurück schlagen. Doch auch davon hielt mich mein Inneres ab.

Wirklich gut getan hat mir der Austausch mit meinem Mann, der zu mir steht, auch wenn ich mich mit solchen Themen beschäftige. Danke!

Und wunderbar warm und liebevoll war auch der Blick auf unseren Hund Minu, die zu mir kam, als ich mich mies fühlte, mich abschleckte und sich von mir streicheln ließ. Mir wurde bewusst: "Egal, was ich sage, egal woran ich glaube - mein Hund liebt mich. Dieses Tier urteilt nicht über mich. Sie liebt mich. Sie lässt mich denken, was ich denken will.

Selbst wenn ich sie ungewollt verletze (ich habe Minu schon mal in Unachtsamkeit auf den Fuß getreten und war völlig bestürzt), dann kommt unsere Minu schwanzwedelnd an und ist mir nicht böse. Sie liebt mich. Das ist ein unglaubliches Geschenk!

Samstag am späten Abend bekam ich einen steifen Hals, der immer stärker wurde. So stark, dass ich mir heute früh das Büchlein von Louise Hay schnappte und nachschlug, welche psychosomatischen Gründe sie zu "Steifem Nacken/Nackenprobleme ..." geschrieben hatte. Ich las von "der Weigerung, andere Seiten einer Angelegenheit zu betrachten. Sturheit. Unbeweglichkeit." und davon, dass ich in Sicherheit bin.

Mir wurde bewusst wie sehr ich diese Leserin dafür verurteilte, dass sie diese Meinung hatte. Also verhielt ich mich doch genau so wie sie. Das wollte ich nicht. Ich wollte ihr ihre Meinung lassen ohne sie dafür zu verurteilen.

Durch Zufall stieß ich auf die Seiten von Byron Katie und "The Work". Ich hatte schon von ihrem Buch und ihren Fragen gehört, aber bislang passte es einfach nicht für mich, mich damit zu beschäftigen. Ich sah mir Videos ihrer Arbeit an, druckte mir Arbeitsblätter aus und notierte meinen Glaubenssatz:

"Ich bin nur dann o.k., wenn andere mich, mein Verhalten, meine Gefühle, meine Interessen, mein Handeln, mein Nicht-Handeln, meine Ideen wertschätzen und akzeptieren."

Auf die Frage, ob das wahr ist, sagte mein Inneres gleich "Nein". Und mir wurde bewusst, wie sehr ich anderen Menschen Macht gebe, wie ich mich abhängig mache von deren Meinung. Ich spürte in meinen Körper und fühlte meine flache Atmung bei meinem Gedanken, meine Angst, meine Fluchtgedanken. Ich spürte eine tiefe Lähmung.

Mir wurde klar, dass ich auf diesem Wege vermeide, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen.

In ihrem Arbeitsblatt ruft die Autorin dazu auf, den Glaubenssatz in verschiedener Weise umzuwandeln und so entstanden folgende Sätze:

Ich respektiere mich nicht, wenn andere mich nicht respektieren. (Was tue ich mir bloß an?)

Ich respektiere die Meinung des anderen nicht, ich denke nur, das was ich denke, ist richtig.

Sie hat mich respektiert und gewertschätzt, in dem sie mich ernst genommen und mir ihre Meinung geschrieben hat.

Meine Einstellung, mein Denken hat mich verletzt. Ich habe mich verurteilt, weil ich anders bin als die Norm.

Schon während der Beschäftigung mit meinem Glaubenssatz reduzierten sich die Nackenschmerzen. Wenn ich mir vorstelle, ich lebe ohne diese Bewertung/Einstellung mein Leben, dann sehe ich folgende Bilder:

Unendlich weite grüne Wiesen, Hügel und Täler, Wälder, blauer Himmel mit Schäfchenwölkchen und eine Anja, die fröhlich über die Wiese hüpft. Ich wäre frei, würde machen, wozu ich wirklich Lust habe und wäre wirklich ich selbst.

Auch wenn ich Freitag Abend in meinem ersten Schock nichts positives an dieser Leserreaktion finden konnte und es einfach nur weh tat, so sehe ich heute den Sinn darin und auch in den darauf folgenden Nackenschmerzen. Ohne den deutlichen Hinweis meines Körpers hätte ich mich nicht so intensiv damit beschäftigt.

Jetzt sage ich ja zu mir und meinen Interessen.

Ich bin so.

Ich bin gut so.

Ich bin richtig.

Ich darf so sein.

Und andere sind auch genau so richtig wie sie sind.

Anja Kolberg

Erstellt durch: Anja Kolberg am Montag, 27 Oktober, 2008
Thema: Blog - 2008, 2. Halbjahr, Blog - Mich selbst annehmen
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