Auf den Bauch hören

Ich berichtete vor einigen Wochen über meine Bauchschmerzen. Hinweise meines Körpers, die vorübergehen, mal wiederkommen. Ich arbeite zwar viel mit meiner inneren Stimme und höre immer mehr auf mein Bauchgefühl - aber gleichzeitig bin ich auch eine große Bauchgefühl-Ignorantin. Klingt hart - und ist es auch. Sie müssten mal meinen Bauch nach seiner Meinung fragen...

Wann das passiert?

Mein Magen tut weh und ich denke: "Ach, das geht schon wieder vorbei." und ignoriere es. Wenn ich meine Aufmerksamkeit jedoch auf meinen Magen richten und ihn fragen würde, was denn los ist, würde er mir vielleicht erzählen, dass er Angst hat und wenn ich weiter liebevoll nachforsche, erfahre ich sicherlich auch, wovor mein Magen Angst hat. Dann nehme ich ihn und damit mich und die Signale meines Körpers ernst und kann etwas dagegen tun.

Manchmal sind Bauchschmerzen auch ein monotones Hintergrundgeräusch, an dass ich mich gut gewöhnen kann. Mir fällt es gar nicht mehr auf, weil es schon länger da ist. Die Schmerzen sind nicht stark, eher als Unwohlsein zu bezeichnen, sie hindern mich nicht daran, am Gewohnten festzuhalten und meinen Alltag zu leben. Deswegen fällt es mir in solchen Situationen schwer, dieses Unwohlsein wirklich "zu bemerken" und ernst zu nehmen. Wenn ich das mache, mir Zeit dafür nehme und in Dialog mit meinem Bauch, mit meinem Unwohlsein trete, erfahre ich vielleicht, dass ich vor einer Situation davon laufe, die mir unangenehm ist, eine Situation, die zu einem Konflikt werden kann, was ich nicht möchte. Ich will Harmonie. Doch wenn ich ehrlich bin, ist das Unwohlsein, das durch meine Vermeidungsstrategie ausgelöst wurde, auch keine Harmonie. Lediglich eine Verlagerung...

Ach Mensch!

Bauchgefühl steht für mich auch für erste Impulse, die ich habe, wenn ich zum Beispiel um einen Gefallen gebeten werde (und mein Bauch meldet ein "Nein" oder "keine Lust"), ich mache aber die Faust in der Tasche, weil ich den anderen nicht verletzen will (dabei übersehe ich allerdings, dass ich mich damit selbst verletze, nämlich mein Bedürfnis, "Nein" zu sagen) - oder wenn ich um ein Angebot gebeten werde und merke: "Das wird nichts werden.", ich überhöre diese Signale jedoch und gebe ein Angebot ab, fange an zu arbeiten, um dann im Verlauf des Projektes zu erfahren, dass es besser gewesen wäre, gleich abzusagen...

Was kann ich unterm Strich also lernen?

  • Mein Bauch ist für mich eine Signalquelle, eine Kommunikationszentrale für unterdrückte Bedürfnisse und Gefühle. Meine körperliche "Schwachstelle" - oder besser empfindsamster Teil meines Körpers, der sich meldet, wenn etwas nicht stimmt.
  • Auf mein Bauchgefühl zu hören, die ersten Impulse ernst zu nehmen und mich zu trauen, diese auch auszusprechen bzw. danach zu handeln. Nicht die Anderen müssen mich verstehen, sondern ich habe die Aufgabe, mich zu verstehen. (Und die Anderen haben die Aufgabe, das Gleiche für sich selbst zu tun, es ist nicht meine Aufgabe.)
  • Meine inneren Ohren für die Signale meines Körpers weit aufzustellen und mit ihm in Dialog zu treten, wenn er mir durch Schmerzen, Unwohlsein etc. etwas mitteilen möchte. Daraus kann ich lernen, besser mit mir umzugehen, Verständnis für mich zu entwickeln, Impulse für mein Handeln zu bekommen und letzten Endes gesünder zu leben, weil ich im Einklang mit meinem Körper lebe, statt seine Signale zu ignorieren und ihn indirekt aufzufordern, noch deutlicher zu werden, bis der Arzt dann wirklich was findet...

Wie ein Dialog mit dem Körper funktioniert? Fragen stellen und auf die - am Anfang vielleicht noch zaghaften, leisen - Antworten achten, die ich in mir höre. Wie so Dialoge mit dem Inneren oder inneren Anteilen aussehen, erfahren Sie in der Blog-Rubrik: Blog - Innere Stimme.

"Ich will raus hier!", schreit mein Bauch gerade. Dann will ich tun, worüber ich schreibe: Auf meinen Bauch hören, mich vom Schreibtisch erheben und spazieren gehen.

Einen schönen Tag!

Ihre Anja Kolberg

Erstellt durch: Anja Kolberg am Mittwoch, 08 September, 2010
Thema: Blog - 2010, 2. Halbjahr, Blog - Körper & Schmerzen
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