Wie es ist, über 40 zu sein :o)

Eine neue Frühlings-Ecard

Guten Morgen aus Köln,

in einem Buch übers Lernen las ich gerade von einer Frau, die mit 35 Jahren nochmal studiert. Der Autor des Buches schreibt über sie: "Und welche Hoffnungen darf sich Evelyn in ihrem fortgeschrittenen Alter, mit 35 Jahren, noch machen?"

Ich musste losprusten. 35 Jahre = fortgeschrittenes Alter! Klar, wer Anfang zwanzig ist, findet 35 schon recht alt. Wer aber über 40 ist (ich werde am Samstag 42), denkt: 'Wow, 35 - das ist noch jung!' und wer Mitte 60 oder Mitte 80 ist, der denkt vielleicht: 'Die Sorgen der jungen Hüpfer!'

Es ist eine Frage des Blickwinkels. In den großen Schulferien, wie alt war ich da - vielleicht 10 Jahre - campte ich mit meinen Geschwistern bei uns im Wohnwagen, der auf einer Wiese oberhalb unseres Hauses stand. Von dort aus hörte ich sehr gut, wie eine Nachbarin unseren Hof (so nannten wir unser kleines Örtchen auch) jeden Morgen mit dem Wagen verließ, um in Wipperfürth zur Arbeit zu gehen. 'Boah, die ist 18. Ganz schön alt.', dachte ich damals. Als ich selbst 18 war, konnte ich diese Sicht kaum mehr nachvollziehen. Ich fand mich jung und genau im richtigen Alter. Nicht zu jung, nicht zu alt. So geht es mir auch heute: Ich bin im genau richtigen Alter. Ich will weder jünger noch älter sein. Es ist herrlich mit Anfang 40.

Mit 30 schrieb ich das Buch: 'Ab 40 reif für den Traumjob', für Frauen, die dann beruflich nochmal neu durchstarten wollen. Warum schreibt eine 30jährige für 40jährige, wurde ich von Journalisten immer wieder gefragt. Zum einen, weil die meisten meiner Kundinnen in dem Alter waren und mit Anfang 40 scheinbar eine gute Zeit ist, nochmal etwas Neues zu beginnen.

Doch vor allen, weil das Voruteil herrschte, wer 40 ist, ist alt und hat schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das sah ich anders und wollte Frauen Mut machen, nochmal etwas Neues zu wagen. Inzwischen hat sich meines Erachtens die allgemeine Sicht auf das Alter Berufstätiger gewandelt. Und ich denke: Warum nicht mit 50 oder 60 nochmal was Neues anfangen? Ob man zu alt für etwas ist, bestimmt auch jeder für sich sebst. Ich kann mir gut vorstellen, mit 60 nochmal was ganz neues zu machen. Vielleicht werde ich ja doch noch Mode-Designerin? Heute würde ich wohl eher ein Buch schreiben: 'Ab 60 reif für den Traumjob!' :o)

Ich interviewte vor zwölf Jahren Frauen, wie es mit 40 ist, was es ausmacht 40 zu sein, wie sie sich fühlen. Heute bin ich über 40 und denke: Nicht anders als mit 30 auch. Mit 42 bin ich dieselbe Person wie mit 30, habe die gleichen Gefühle. Anders haben mich die Erfahrungen gemacht, die ich inzwischen gesammelt habe, die Arbeit an mir selbst, die persönliche Weiterentwicklung. Aber im Grunde bin ich auch immer noch das Mädchen, das im Wohnwagen über die Wiesen schaut und denkt, dass es so viel anders sein muss, älter zu sein.

Wahrscheinlich werde ich das auch noch mit 90 denken. Solange, wie es noch Menschen gibt, die älter sind als ich. Und wenn ich das Alter dann erreicht habe, werde wieder feststellen, es gar nicht so viel anders und ich mit 90 innerlich immer noch dieselbe bin, wenn auch reicher an Wissen und Erfahrungen.

Als meine Eltern 40 waren und ich 20, da fand ich sie - sorry Mama und Papa - ziemlich alt. :o) Jetzt bin ich selbst über 40 und finde mich ziemlich jung. *Kicher* Meine Eltern sind jetzt über 60 und ich überlege, wie es wohl sein muss, in dem Alter zu sein, habe bestimmte Bilder davon. Eines Tages werde ich es selbst erleben und wahrscheinlich feststellen, dass es sich ganz normal anfühlt, überhaupt nicht alt, sondern so jung, wie ich mich innerlich fühle.

Und wenn ich über 80 bin wie meine liebe Oma *winke winke, Oma!*, dann werde ich denken: Was für ein geiles Leben war das! So viel erlebt und so viel habe ich noch vor!

Eine Frühlings-E-Card

Das Leben ist wunderbar! Bunt! Himmlisch schön. Und manchmal auch furchtbar traurig, anstrengend, gemein und ungerecht. Ich habe oft gedacht, wenn ich das oder das geschafft habe, dann geht es mir gut, dann bin ich glücklich. Ein Irrtum. Höhen und Tiefen kommen immer wieder, weil sie zum Leben dazu gehören. Die Frage ist, wie ich mit mir in dieser Zeit umgehe. Ich glaube, ich werde mit den Jahren immer besser lernen, liebevoll mit mir umzugehen, wenn es gerade mal schwer ist auf dem Lebensweg. Verständnis für mich haben, mir die Hand reichen, mir Mut machen und mir die Zeit lassen, die ich brauche, um durch dunkle Wälder zu gehen.

Ein bisschen davon habe ich schon geschafft: Im Unterricht Montag Abend war ich furchtbar müde. Ich konnte den Stoff kaum aufnehmen, mir fielen die Augen zu. Auch sonst war ich richtig schlapp. Statt mir zu sagen: 'Warum schaffst du das denn nicht? Warum bist du nicht leistungsfähig?' dachte ich mir diesmal: Kein Wunder, das ich nicht so gut drauf bin. Am Ende der Woche bekomme ich meine Periode und dann bin ich immer schlapper, mehr müde, gereizter und nicht so leistungsfähig. Diese Woche bin ich mal schlapp. Und das ist gut so. Was kann ich mir also Gutes tun, wie kann ich mich verwöhnen?

Wenn ich gelernt habe, richtig gut mit meiner monatlichen Hormonachterbahn umzugehen, komme ich wahrscheinlich in die Wechseljahre. :o))

Herzliche Grüße vom Lebensweg einer fast 42jährigen, die sich heute richtig wohl fühlt, trotz vieler Baustellen. Heute genieße ich, dass es mir gut geht.

Anja Kolberg

PS: Die herrlichen Tulpen sind ein Geschenk von meiner Blumenfreundin Petra. In ihrem Blumengeschäft hier im Kirchweg 131 in Junkersdorf wohnt der Frühling! Das erste und dritte Foto sind neue E-Cards für Sie.

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Mittwoch, 21 März, 2012
Thema: Blog - 2012, 1. Halbjahr, Blog - Mich selbst annehmen
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