Pause machen. Gar nicht mal so einfach. Selbstfürsorge auch für Selbstständige

Über eine Stunde lag ich wach im Bett. Um halb vier stand ich auf, nachdem ich beschlossen hatte, mich nicht mehr weiter rumzuwälzen.

Nicht schlafen

Ich setzte mich an den alten Küchentisch von der Urgroßmutter meines Mannes, der bei mir im Büro vor dem Fenster steht, knipste die Lampe an, drehte die Heizung auf und öffnete mein Tagebuch. Schrieb und zeichnete mir alles von der Seele, was mich gerade belastete.

Nachdem ich alles aufgeschrieben hatte, zündete ich die rote Kerze an, die in einem schönen Gesteck auf meinem Schreibtisch steht und löschte das künstliche Licht. Was strömt Kerzenlicht für eine Ruhe und Frieden aus. Aufatmen.

Kerzenlicht strömt Frieden aus

Einer meiner Freundinnen beantwortete ich via Sprachnachricht ihre Frage, wie es mir gerade geht. Sprach leise in die Nacht, wenn mein Geist so klar ohne die sonst vorhandene Ablenkung von vorbeifahrenden Autos und anderen Umweltgeräuschen ist. Sprach mir eine Stunde lang alles von der Seele. Wir machen diesen Austausch schon sehr lange so, weil so jede dann hören und sprechen kann, wenn es zeitlich wirklich stimmt. Als ich fertig gesprochen hatte, schaute ich noch einige Zeit in die Kerze, teilte einige Bilder und Gedanken auf Instagram.

Ich hörte wie im Dachgeschoss mein Mann aufstand, es war viertel nach sechs. Sollte ich aufbleiben? Dann wäre ich den ganzen Tag kraftloser als sonst, so meine Erfahrung. Ich war so müde.

Wie wäre es, wenn ich mich einfach nochmal hinlege, mir eine Wärmflasche mache. Wegen der vielen Hitzewallungen durch die Wechseljahre hatte ich mir beim Abkühlen die Blase erkältet. Wärme hilft mir, die Schmerzen wieder gehen zu lassen.

Es täte mir so gut, mich eine Stunde noch hinzulegen. In meinem Kalender war erst am späten Nachmittag ein Termin bei der Physiotherapie eingetragen. Ich machte mir eine frische Wärmflasche und legte mich wieder ins Bett.

Wärmflasche

Als ich auf die Uhr schaute, stand da: 10.30 Uhr. Huch, wann hatte ich das letzte Mal so lange geschlafen? Auch am Wochenende passiert das nicht. Ich stehe auf, sobald ich wach bin, meist gegen 6/7 Uhr. Nun war der Tag völlig anders gestartet als sonst.

Meine Schmerzen waren weg, ich fühlte mich ruhig, klar und ausgeruht. Ich war so froh, meinem Körper das gegeben zu haben, was er offensichtlich brauche. Das bedeutet in keinster Weise, dass mir das leicht fällt. "Das macht man nicht!" ist eine der lautesten Stimmen in mir.

Deswegen verhalte ich mich normalerweise so wie ich es aus meiner Angestelltenzeit noch kenne: Immer was zu tun haben und ausruhen darf ich mich nur, wenn ich krank bin oder wirklich was geschafft habe - und selbst dann fällt es mir schwer.

Nicht leicht, aus diesem Muster auszubrechen. Obwohl ich es könnte, da ich mir meine Zeit frei einteilen kann. Doch ich nutze diese Möglichkeit viel zu selten. Warum eigentlich? Ich denke es liegt an der Erziehung und an unserer Kultur.

Ich hörte schon mal von außen: "Du hast es ja gut. ... Luxus ..." und ich dachte nur: 'Was?! So ist es aber ganz und gar nicht. Es fühlt sich überhaupt nicht gut an und nach Luxus schon mal gar nicht.' Aua, das hatte weh getan.

Ich schaute in die Mails. Da war nicht viel passiert. Es war nur eine neue Bestellung und eine Überweisung eingetroffen, die waren schnell gepackt. Ich könnte die Pakete nachmittags auf dem Weg zur Physio zur Post bringen und mal wirklich sonst nichts tun.

Das schlechte Gewissen meldete sich: "Willst du das wirklich machen? Das geht doch nicht." Warum nicht? Warum schöpfe ich meine Ressourcen nicht aus? "Ich habe ein gutes Leben verdient" lautet ein Gedanke im Kalender Innerlich stärker 2020.

Mir selbst dieses gute Leben ermöglichen, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Es gibt keinen Betriebsrat, keine Mutter, die das macht. Es ist meine Verantwortung für mich, für mein Wohlbefinden. Ein wichtiger Schritt der Burnoutprävention. Das bedeutet nicht, es ist leicht, das umzusetzen. Es ist eine tägliche Übung.

Innerlich stärker - Ich habe ein gutes Leben verdient.

Luxus bedeutet für mich, mich im Frühjahr unter die Kirschbäume im Garten zu legen und sie anzuhimmeln, statt die rosa Blütenbälle nur sehnsüchtig vom Wohnzimmerfenster aus anzusehen.

Ein gutes Leben bedeutet, mir Auszeiten nur für mich zu nehmen, wenn ich das brauche.

Es bedeutet auch, mich nicht zurück zu nehmen, weil ich mich davor fürchte, was andere über mich denken könnten. Denn ich habe keinen Einfluss darauf, was andere denken. So ist es nunmal. Keiner kennt mein Leben wirklich, weiß wie es mir geht, was ich wirklich leiste. Umgekehrt gilt das natürlich ebenso: Ich weiß nur wenig vom Leben der anderen Menschen und ein Urteil ist schnell gedacht. Wichtig ist, mich von dieser Fessel, "was könnten andere über mich denken" befreie, um wirklich frei mein Leben zu leben.

Wichig für mich als Hochsensible ist auch, mich nicht zurück zu nehmen, weil ich nicht möchte, dass andere wegen mir traurig werden. Zum Beispiel weil sie sich vergleichen und sie sich ihre Zeit nicht frei einteilen können. Da ich ein feinfühliger Mensch bin, will ich nicht, dass andere wegen mir traurig sind. Auch ein Grund, warum ich meine Ressourcen bisher nicht nutzte. Dabei habe ich auch darauf keinen Einluss, wie sich andere Menschen wegen meinem Sein fühlen.

Wie wichtig ist es, mir das bewusst zu machen! Wenn ich all das destruktive loslasse, bleibt etwas wundervolles übrig: Mein Leben zu leben. Gut für mich zu sorgen.

Buchweizenbowl

Das habe ich gestern gemacht. Ich habe beschlossen, einen Wohlfühltag zu machen: Habe meine Bequemklamotten angelassen. Den Kaminofen angezündet. Mir meine leckere Buchweizenbowl gemacht, eine frische Wärmflasche und einen Tee aufgeschüttet. Den Film "Eddie" in den DVD Spieler geschoben und bin unter die Kuscheldecke auf der Couch geschlüpft.

Es kamen während des Schauens Stimmen auf, die schimpften: "Das kannst du doch nicht machen. Das geht doch nicht. Du bist faul." Obwohl ich in der Realität in keinster Weise faul bin, sondern ein sehr fleissiger, pflichtbewusster und verantwortungsvoller Mensch, war diese Pause auf der Couch wohl zu viel für einen sehr strebsamen, immer alles korrekt machen wollenden inneren Anteil von mir. Ich habe seine Entrüstung zugelassen. Den Film angehalten, bin hinunter in die Küche gegangen und habe mir einen frischen Tee aufgeschüttet und meinen geliebten Kichererbsensalat zubereitet.

Dann weiter den geschaut. Der Film "Eddie" war ein Seelenschmeichler: Die 83jährige Eddie beschließt nach dem Tod ihres Mannes, sich einen vergessenen Traum zu erfüllen: Einen Berg in Schottland besteigen. Beeindruckende Natur, herausragende Leistung der Schauspielerin, die auch in der Realität diesen Berg besteigen musste. Ein Film für die Erfüllung der eigenen Träume, für das eigene Leben und die Erinnerung daran, dass es nie zu spät ist.

Ich kann nicht beschreiben wie gut mir das alles getan hat. Es hat sich wie ein Tag Urlaub im Alltag angefühlt. Und das ist es doch, was ich mir nach dem Dänemark-Urlaub vorgenommen hatte, wo es mir so schwer gefallen war, abzuschalten. [Wie ich mit meiner Anspruchshaltung an den Urlaub und anderen Tiefs umgegangen bin]

Wohlfühlen

Neues, gesundes Verhalten will geübt werden. Das habe ich gemacht und bin sehr stolz auf mich. Wohlwissend: Üben von neuen Mustern ist nicht einfach, aber so lohnenswert. Für ein gesundes Leben. Für meinen großen Wunsch, so gesund, fit, selbstbestimmt und glücklich wie eben möglich älter zu werden.

Damit wir im Alltag an uns selbst und ein gutes Leben erinnert werden, gibt es die Tischkalender. Auch im Zeit für meine Seele Kalender 2020 gibt es eine Karte zu dem Thema dieses Blogbeitrags:

Zeit für meine Seele

Ich wünsche dir von Herzen - falls es sich für dich stimmig anfühlt - dass mein Beispiel dich inspiriert, dir selbst Gutes zu tun. Für deine Gesundheit, dein Wohlbefinden und dein gutes Leben.

Hab einen schönen Moment!

Artikel über Urlaubserkenntnis

Wenn du dir gute Gedanken in dein Blickfeld stellen möchtest: Hier bekommst du meine Tischkalender 2020

Von Herzen, deine auf dem Weg durchs Leben gehende

Anja

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Mittwoch, 27 November, 2019
Thema: Blog - 2019, 2. Halbjahr, Blog - Achtsamkeit, Blog - Selbstständigkeit
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