Schreiben

Ich schreibe für mein Leben gerne. Ohne was ich nicht auf eine einsame Insel wollte? Ohne Blätter und Stifte. In der letzten Zeit erinnere ich mich an immer mehr Situationen, in denen ich Kontakt mit dem Schreiben hatte:

  • Der Schulaufsatz in der vierten Klasse über einen Löwen, der aus dem Zirkus ausgebrochen ist. Die Geschichte war so gut, dass ich sie in der Klasse vorlesen durfte.
  • Mein Engagement, die Schülerzeitung in der Realschule wieder aufleben zu lassen. Es gab davon glaube ich drei Ausgaben (in 1.5 Jahren?), ich weiß es nicht mehr genau. Der Titel: "Preach's out". Ich sehe uns noch in einem Klassenraum mit dem Hausmeister und zwei meiner Klassenkameradinnen aus unzähligen Haufen an Kopien die Hefte zusammen zu legen. Der Preis? Ich weiß es nicht mehr, waren es 50 Pfennig?
  • Die Abschlusszeitung der 10. Klasse der Realschule. Was hat das einen Spaß gemacht: Reime über die Macken der einzelnen. Ein Bericht über unsere Lehrer. Die Berufswünsche der Absolventen. Die Zeitung ist uns wirklich gut gelungen.
  • Die Teilnahme an einem Schreibwettbewerb, bei dem ein Text und ein Gedicht von mir in die engere Auswahl kamen und veröffentlicht wurden (ich war 13?).
  • Mein jahrelanges Tagebuchschreiben seit dem ich 13 oder 14 bin: Angefangen vom täglichen Wetterbericht :o), dem geschauten TV-Programm, dem Bericht über Ausflüge und Kinofilme, Probleme mit Klassenkameradinnen und der ersten Liebe bis heute, wo ich viel experimenteller Tagebuch schreibe.
  • Der verwirklichte Wunsch, ein Buch zu schreiben. Ich bin heute noch fasziniert, dass ich es geschafft habe, meinen Traum zu verwirklichen und nicht nur ein, sondern zwei Bücher geschrieben und veröffentlicht habe.
  • Die Webseite und der Newsletter seit 1999, auf denen ich mich austoben konnte.
  • Ich denke an die Zukunftsbriefe, die die Teilnehmerinnen und ich in den Berufsworkshops geschrieben und uns vorgelesen haben.
  • Seit Frühing 2006 beglückt dieser Blog hier die Schreiberseele in mir. Es tut mir so gut, zu schreiben, mich zu zeigen, mich zu öffnen, zu trauen ganz ich selbst zu sein und die Anja, die eine Maske aufsetzt, um so zu sein wie ich glaube sein zu müssen, von der echten, verletzlichen Anja zu trennen. Und wider Erwarten passiert mir nichts, wenn ich aus meiner Seele heraus schreibe und mich ganz zeige.

So viele gute Erfahrungen. Ich liebe Filme über Schriftstellerinnen und Schriftsteller, sammle schon seit Jahren Zeitungsausschnitte über Autoren mit ihren Erfahrungen. Ich sauge diese Informationen auf, weil sie mir klar machen: Ja, es geht. Auch du kannst es schaffen, Anja. ("Natürlich!", sagt mein Inneres.) Diese ganzen Erinnerungen und Zufälle verdichten sich in den letzten Wochen immer mehr. Eine interessante Beobachtung, die mich fasziniert. Stetige Blogleser und Leserinnen wissen ja, dass ich davon träume, einen Roman zu schreiben. Das soll kein Traum bleiben, ich bin nur noch nicht so weit. ("Doch!" schreit mein Inneres ganz laut.) Der nächste erste Schritt muss aber nicht unbedingt ein Roman sein ("Doch" höre ich wieder.), der kommt noch, da bin ich mir sicher, denn ein Thema fasziniert mich immer mehr. Was ich mir zunächst immer mehr vorstellen kann, ist noch ein Sachbuch zu schreiben. (In mir mault jemand.) Mal sehen, wann das Küken schlüpfen möchte.

Es wäre wohl gut, wenn ich den Kritiker in mir mal beiseite stellen würde. Denjenigen, der mir weiß machen will, dass ich immer noch nicht gut genug dafür bin. Sie wundern sich? Das ist durchaus üblich unter Schreiberlingen. Letzte Woche las ich in der Zeitung ein Zitat von Thomas Mann, das ich mir direkt ausschneiden musste: "Ein Schriftsteller ist ein Mensch, dem das Schreiben schwerer fällt als anderen Leuten." Das baut mich auf, ich fühle mich verstanden und ernst genommen. Eines ist aber klar: Ich will nicht zu den Menschen gehören, die nur sagen "das will ich mal machen" und dann den Traum in der Vergessenskiste parken. Ich will mir den Traum vom Roman erfüllen und ich bin mir der Wirkung, es hier im Blog zu schreiben, durchaus bewusst. :o)

Ich wünsche Ihnen ein zauberhaftes Wochenende

Herzlich,

Anja Kolberg

Erstellt durch: Anja Kolberg am Freitag, 21 September, 2007
Thema: Blog - 2007, 2. Halbjahr, Blog - Schreiben
Newsletter

Aktueller Beitrag: Schreiben
« DVD: Freedom Writers*** | Home | Wendepunkt - Neues aus Südafrika »