Der Versuch, tröstlich mit Tod und Verlust umzugehen

Hallo,

dieser Text ist für mich geschrieben und für dich, wenn du Trost suchst. Weil du einen geliebten Menschen verloren hast, ein Tier oder was dir auch immer viel bedeutet hat.

Ich schreibe dies vor allem gerade jetzt auf, weil mir etwas klar geworden ist, das sich für mich tröstlich anfühlt. Und wenn es in der (hoffentlich sehr sehr fernen) Zukunft zu dem Fall kommt, dass ich wieder jemand oder etwas sehr lieb gewonnenes gehen lassen muss, ich hierin Trost finde. Denn jetzt ist mir etwas bewusst, das mir dann in der Not so schnell nicht einfällt, weil ich so in meiner Trauer und im Verlust, im Schmerz gefangen bin.

Jetzt erzähle ich dir, womit meine Klarheit begann:

Meine Physiotherapeutin, bei der ich einmal in der Woche Manuelle Lymphdrainage wegen meines Lipödems bekomme und mit der ich mich gut verstehe, erzählte mir letzte Woche, sie habe eine traurige und gleichzeitig schöne Nachricht: Sie würde mit ihrem Freund in einer anderen Stadt zusammen ziehen. Sie könne auf ihrer alten Arbeitsstelle wieder anfangen und eine Wohnung hätten sie auch schon gefunden. Innerhalb von zwei Wochen hatte sich alles gefügt. Das Traurige: Sie würde in der Praxis kündigen und könne mich nicht weiter behandeln.

Ich fühle mich überhaupt nicht traurig, sondern freute mich für sie. Weil ich aus eigenem Erleben weiß, was für ein Glücksgefühl es ist, wenn man mit dem Freund zusammen zu ziehen kann, wenn sich auf einmal alles fügt und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Wenn es so schnell geht: Welch ein Zeichen, es soll sein. Der Weg ist frei.

Trauer fühlte ich nicht, weil ich wusste, es wird sich jemand anderes finden, der mich behandelt. Ich war dankbar für gemeinsame die Zeit. Auch wenn wir uns im Leben eher nicht mehr wieder über den Weg laufen würden, so weiß ich doch, dass jeder an seinem Ort sein Leben weiter lebt. Das fühlte sich so tröstlich und selbstverständlich an.

Der Tod ist nur ein Umzug

Zu Hause dachte ich dann: Eigentlich verhält es sich mit dem Tod doch ebenso. Der Mensch, der Hund (Minu) ... verschwindet aus unserem Umfeld und zieht an einen anderen Ort. Wie wäre es, wenn ich diese Leichtigkeit und Mitfreude für den anderen dann auch empfinde, statt im Schmerz zu versinken?

Wir werden uns in diesem Leben nicht mehr real sehen. Und doch existiert jeder an seinem Ort, auf seine Art und Weise weiter. Denn - daran glaube ich - die Seele eines Verstorbenen existiert weiter. Was stirbt, ist der Körper in seiner mir bekannten Form. Die Seele befindet sich auf einer anderen Bewusstseinsebene. Ich kann mit ihr Kontakt aufnehmen, mich still unterhalten zum Beispiel, aber eben nicht mehr den Körper umarmen wie ich das bisher konnte.

Ich bin in einem Alter, wo die Endlichkeit des Lebens in der Generation meiner Großmutter (sie ist über 90) und meiner Eltern (Anfang 70) leise näher rückt. Ich will das Wissen darum nicht wahrhaben und am liebsten wegschieben. Können sie nicht alle einfach ewig leben? Doch es lässt sich nicht leugnen, der Körper ist nicht mehr so fit und gesund wie vielleicht früher einmal.

Wie wäre es, wenn ich mich - wenn sie irgendwann einmal gehen müssen - für sie freue, weil sie keine Schmerzen mehr haben, sondern an einen besseren Ort umgezogen sind? Wo es ihnen gut geht, wo sie frei sind, wo keine seelischen, geistigen, körperlichen Schmerzen mehr sind?

Irgendwann werden wir uns wiedersehen. Wir haben uns nicht verloren. Wir leben nur für eine gewisse Zeit an unterschiedlichen Orten. Und eines Tages, wenn auch ich umziehen werde, werden sich unsere Seelen auf der Ebene wieder begegnen. Und bis dahin konzentriere ich mich darauf, mein Leben so gut und schön zu gestalten wie es geht und dafür zu sorgen, dass es mir gut geht, ich Freude empfinde, Liebe spüre, die Sonne genieße und all die Dinge, dir mir gut tun. Denn das würden sie mir sicherlich wünschen.

Ein tiefer Atemzug Leben.

Ich wünsche dir von Herzen, dass dir diese Worte gut tun. Und mir wünsche ich, dass sie mich wiederfinden, wenn ich sie brauchen werde und dass sie mir dann Trost spenden:

Du bist behütet und beschützt

Wir sind nicht wirklich getrennt. Der andere ist nicht verloren. Seine Seele lebt weiter. Dort wo er ist, geht es ihm gut, weil dort Frieden und Liebe und Heilung ist. Und ich bin auch nicht verloren. Ich bin behütet und beschützt. Wir sind über den Tod hinaus miteinander verbunden. Nur ein Gedanke, ein innerer Dialog entfernt.

Von Herzen

Anja

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Freitag, 21 Dezember, 2018
Thema: Blog - 2018, 2. Halbjahr, Blog - Achtsamkeit, Blog - Dunkle Tage, Blog - Medialität
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