Gartengeschichten im Mai

Der Duft von Maiglöckchen weht über den Schreibtisch zu mir herüber. Ich nehme das kleine Väschen auf und halte meine Nase dicht an die weißen Glöcken. Hmmmm.

Seit zwei Jahren wachsen sie in meinem Garten und scheinen sich im Hochbeet an einer schattigen Stelle oberhalb vom Bachlauf wohl zu fühlen. Herrlich, dieser intensiv süße Geruch, der meine Gedanken mit auf eine Reise in die Natur und ihre Geschenke nimmt...

Die dicken Knospen der Kletterhortensie versprechen mir: Nicht mehr lange und wir erblühen!

Im Garten sind die Pflanzen in den letzten Wochen so schnell gewachsen wie jahrelang nicht. Innerhalb von vierzehn Tagen war vieles erblüht, verblüht, gewachsen. Unfassbar schnell. Der Flieder blühte früher als sonst. Mehr Pollen als im vergangenen Jahr zogen eine dicke gelbe Schicht über den Tisch, die Stühle, die Fensterscheiben, die Blätter... Anhand meiner Fotos von letztem Jahr und auch vor zwei Jahren sehe ich deutlich, dass die Natur Mitte April und auch Anfang Mai lange noch nicht so weit war wie dieses Jahr. Vor dem Haus blühen bereits die Rosen. Wir haben Anfang Mai!

Es verwundert mich immer wieder, wie aus tot scheinenden Pflanzen im Frühling neues Leben sprießt. So ist es auch bei dem knochigen Stamm unserer beiden Weinstöcke. Hier zeigen sich frech in der Frühlingssonne die ersten frischen Knospen:

Meine geliebte Pfingsrose, die oft im Garten umziehen musste und mit ihren neuen Wohnorten nicht zufrieden war, hat jetzt das richtige Zuhause gefunden. Sechs dicke Blütenknospen zeugen davon. Ich freue mich schon sehr auf ihre Blüten und ihren Duft!

Dazwischen zeigt der Zierlauch seine Pracht. Zwanzig Zwiebeln des Allium Purple Sensation hatte ich bei der Staudengärtnerei Bornhövel letzten Sommer bestellt und im Spätherbst in meinen Gartenboden setzen können. Vor einigen Jahren hatte ich einige Blütenbälle des Riesenzierlauchs (Allium Giganteum) im Garten, seitdem fasziniert mich diese Sorte. Inzwischen habe alle zwanzig ihre Farbbälle geöffnet. Es sieht wunderschön aus!

Ein kleines Wunder steht auf unserem Terrassentisch. Minu hatte ihren Frühlingsgefühlen vor einigen Wochen freien Lauf gelassen und glatt eine der Allium umgesäbelt. Das machte mich erst traurig, weil ich dachte, diese Blüte sei nun verloren. Dann setzte ich den Stab mit der festen Knospe am Ende einfach in eine Vase auf den Tisch. Und das "Unglück" wandelte sich in pures Glück: Aus nächster Nähe konnte ich beobachten wie die dicht unter den dünnen Hülle gedrängten Blüten sich Tag für Tag mehr befreiten. Was für ein Geschenk! Hier einige ihrer Befreiungsstationen auch für Sie:

Am Wochenende pflanzte mein Mann eine Magnolie ein, die schon Wochen auf ihren festen Platz hinter dem Teich wartete. Eigentlich hatten wir keinen Platz für das Geschenk, doch irgendwie musste es doch gehen, so schön passten ihre Blüten zum Teichcharakter... Ein Stein musste ausgebudelt werden, Folie hochgeschoben, dann passte es endlich! Kaum waren wir mit den Aufräumarbeiten fertig, mein Mann war längst im Haus verschwunden und ich saß noch etwas an meinem schattigen Lieblingsplatz auf der Terrasse, da besuchten uns die ersten Tiere: Kohlmeisen und Tauben, die im Teich und Bachlauf badeten und Wasser tranken. Eine Amsel, die beim Nachbarn auf dem Gartenhäuschen saß und ein Abendlied sang. Der Bachlauf plätscherte dazu. Eine herrliche Stimmung!

Auf der Terrasse bewegte sich etwas zwischen den Kübeln. Eine kleine Maus wagte sich hervor und nahm sich ein Blatt des Löwenzahns, der in den Steinritzen dutzendweise steht. Schwups, war sie wieder verschwunden. Ganz still blieb ich sitzen, eingenommen von dem Glück, sie beobachten zu können. Vorsichtig steckte ich meinen Kopf unter den Tisch und guckte kopfüber zu, wie sie sich noch ein Blättchen holte, fluchs verschwand und an anderer Stelle unter dem Holzbottich wieder auftauchte. Seufz. Schön! (Ob es die kleine Maus war, die wir einst retteten?)

In solchen Momenten habe ich selten die Kamera am Tisch und sobald ich aufstehe, um sie zu holen, flüchten die Tiere. Also bleiben es besondere Momente, die ich mit meinen Augen und meinem Herzen aufnehme und als kleine Glücksfunken meine Seele berühren.

Heute früh beobachtete ich am Teichrand wie eine Fliege trank, kurz danach kam eine Wespe geflogen und nahm zwischen den kleinen Kieselsteinen einige Schlücke Wasser auf. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, ob und wo diese Insekten trinken. Jetzt weiß ich zumindest, wo einige es tun: Bei uns am Teich. :o)

Teich und Bachlauf machen zugegeben viel Arbeit (Algen, abgestorbene Blüten und Blätter rausfischen, Modder entfernen, Unkraut am Rand zupfen...) und fordern immer wieder Investitionen, zum Beispiel für Technik, Hilfsgeräte, Pflanzen, Wasser. Letztes Jahr hatten wir ein Leck, welches wir nun endlich gefunden haben. Ein Schlauch, der Wasser vom Teich zur Quelle transportiert, war undicht. Die Abrechnung unseres Wasserversorgers zeigte den gestiegenen Verbrauch durch das immer wieder nötige Auffüllen.

In den Momenten, wo ich die Tiere beobachten darf, die von unserem Teich und Bachlauf profitieren, denke ich dann: Das ist jeden Cent und jede Stunde Arbeit wert!

Dufte Maiglöckchengrüße aus Köln

Anja Kolberg

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Dienstag, 03 Mai, 2011
Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Garten - Frühling
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