Veganes Essen wird zur Normalität
Meine Ethik & die Folgen - Teil 10

Seit Januar befinde ich mich auf dem Weg mit dem Ziel, ohne tierische Produkte zu leben. Mehr als drei Monate sind seit dem vergangen und inzwischen ist es normal für mich geworden, mich ohne Fleisch, Fisch, Wurst, Käse, Butter, Milch, Eier, Quark, Joghurt und Co. zu ernähren. Das wäre zuvor noch undenkbar für mich gewesen. Absolut undenkbar!

Eine zeitlang verfolgten mein Mann und ich früher die Sendung "Perfektes Dinner" auf VOX, bei dem eine Gruppe Kochbegeisterter sich gegenseitig eine Woche verköstigt. Wenn - selten - schon mal Vegetarier (verzichten nicht auf Milch- und Eierprodukte) darunter waren, fand ich das schon komisch. Veganer konnte ich kaum verstehen. Was sind das für komische Menschen? Warum machen die das? Was kann man da schon noch essen?

Ich grinse, während ich dies schreibe. Weil ich heute selber eine von "denen" bin. Und nicht nur das, sondern auch auf dem besten Wege, ein "Öko" zu werden, wo ich gleich an die Parodie von Dieter Krebs, den selbstgestrickten Norwegerpullover tragenden Öko "Martin" mit dem Lied "Ich bin der Martin, ne"? denken muss.

Denn seit 1. Mai beziehen wir Naturstrom und unterstützen mit jeder Kilowattstunde den Ausbau erneuerbarer Energien. Mein Mann erinnerte mich daran Anfang Mai - und ob wir darauf nicht mal anstoßen wollten. Nie wieder Atomstrom. Yeah! Das tut gut! Das Wechseln war viel leichter und unkomplizierter als gedacht.

Unsere Bank haben wir inzwischen auch gewechselt (war zugegeben mehr Arbeit), nachdem wir erfahren haben, dass unsere Bank Atomkonzerne unterstützt ... und andere Industrien, die ich nicht gut finde, die Rüstungsindustrie zum Beispiel... Jetzt sind wir bei der Ethikbank. Auch diese Konsequenz ist ein schöööönes Gefühl.

Eigentlich steht dabei nicht das Thema Öko, sondern vielmehr die Ethik im Vordergrund. Mehr und mehr so zu leben und zu handeln, wie es sich ethisch gut anfühlt (und wie ich auch behandelt werden möchte). (Mehr zu meinen Gründen, warum ich mich vegan ernähre, können Sie hier lesen.)

Mir ist wichtig, mir kleine Ausnahmen vom veganen Essen zu gönnen - dann wenn es mir wichtig ist, um kein Dogma draus zu machen. So habe ich bei meiner Oma frisch gebackene Waffeln (mit Eiern von glücklichen Hühnern) gegessen. Mir ist aufgefallen, dass ich sie besonders genossen habe. Wovon ich noch immer nicht "runter" bin, sind Teilchen vom Bäcker. Auch auf Honig zum Kochen fällt es mir noch schwer zu verzichten. Mal sehen, wann/ob es mir gelingt, sobald ich eine Alternative gefunden habe, ist es meist ein Klacks.

Ein Schritt nach dem anderen - und jeder einzelne mit Liebe und Zeit.

Vor zwei Wochen habe ich aus Frust einen Milka-Schokohasen verschlungen. Eigentlich wollte ich keine Milch-Schokolade mehr essen. Aber da musste es einfach sein. Ich tue mich ein bischen schwer damit, mir diese Ausnahmen zu gönnen, weil ich einerseits auch gerne konsequent sein möchte. Auf der anderen Seite: Wenn ich sehe, was ich schon alles im Gegensatz zu vorher nicht mehr esse, dann habe ich - zusammen mit meinem Mann, der oft auf Fleisch verzichtet - sicherlich insgesamt einem Schweinchen und zwei Hühnchen das Leben gerettet bzw. eine trauriges Dahinfristen erspart. Auch das ist ein Anfang. So machen viele kleine und mittlere Veränderungen ein großes Ganzes - und das ist toll!

Ich habe übrigens meine ersten veganen Schuhe erstanden, die toll gearbeitet sind:

Es ist noch ein Weg, bis es mir gelingt, wirklich tierfrei zu leben. Aber einige große Schritte auf dem Weg bin ich schon gegangen. Und das macht mich so richtig froh - und leicht. :o)

Hier wieder ein paar Blick auf meine Teller:

 

Das erste Bild nochmal im Detail: Warmer Salat auf Pizzabrot. Diesmal habe ich den eingefrorenen Brotteig (war die Hälfte) aufgetaut und auf einem Backblech verteilt, mit Oliven gespickt, mit Olivenöl bestrichten und gesalzen - dann gebacken. Dazu gab es den warmen Salat: Frische Chamgignons mit Zwiebeln anbraten. Salzen, pfeffern, Curry dazu. In eine Salatschüssel geben, wo schon frische Tomaten und etwas Salatgurke geschnitten warten. Obendrauf einen frischen grünen Salat, diesmal Fertiggepflückter aus der Tüte. Zum restlich in der Pfanne verbliebenen Öl habe ich noch etwas zugegeben, darin Pinienkerne geröstet, dann mit Balsamicoessig abgelöscht (hu, das spritzt und riecht stark nach Essig), dann Honig (vegane Alternative Agavensirup, Zucker, Rübenkraut oder ähnliches) hinzugeben und karamelisieren lassen - über den Salat geben. Durchrühen und auf das frische Pizzabrot geben. Das schmeckt so gut... Lange kann es nicht mehr dauern, bis ich es wieder esse!

Klöße (nicht 100% vegan, aber noch vorrätig) mit Apfelkompott und süß-saurem Gemüse (Pilze, Zwiebeln anbraten, Pustasalat aus dem Glas mit Sud dazu, Tomatenmark dazu, abschmecken). Nicht DAS Highlight, geht aber schnell.

Himmel un Äd (kölsch für Himmel und Erde). Erde = Kartoffelpüree (habe ihn mit Margarine und Sojamilch gemacht, schmeckte zwar, war aber keine optimale Lösung - da werde ich noch einiges ausprobieren müssen) mit vieeeeeel Zwiebeln und Apfelkompott = Himmel. Schmeckt auch ohne die klassische Blutwurst lecker und kann für fleischessende Gatten durch selbige ergänzt werden. Meinem Mann hat's auch ohne geschmeckt.

Hot Dogs. Mein Mann bekam die Fleischvariante (Denn's Biomarkt Würstchen im Glas) und ich Veggie Hot Dogs (hier nur noch die Verpackung, sie guckten unten und oben raus). Dazu die typischen Brötchen, Gürkchen und jede Menge Soße (da ist vieles vegan). Ich fand die Veggie Hot Dogs eßbar, zusammen mit dem ganzen Drumherum habe ich keinen riesigen Unterschied gemerkt (ich habe ja guten Willen), aber so ohne alles sind sie nicht mein Ding. Minu fand sie super. :o)

Zitronenkuchen. Äußerlich stark verbesserungswürdig (ist zusammengefallen, ich hätte ihn wohl länger in der Form abkühlen lassen, statt ihn gleich zu stürzen), innerlich noch ziemlich pampig (Mengenverteilung stimmte nicht), aber geschmacklich: Hmmmmm. Im Rezept waren Zucker und Mehl mit Tassen angegeben, das Fett aber mit Grammzahl. Beim Gedanken an meine unterschiedlichen Tassen kamen mir schon leichte Zweifel: Ich habe kleine Tassen, große Tassen, mittelgroße... Es wäre besser gewesen, für das Fett auch eine Tassenangabe zu haben. Nun denn, ich werde am Ball bleiben und am Rezept noch was tüfteln. Der Rand war so knusprig und der Teig so zitronig. Das erste Mal mit Sojamilch gebacken. Ich habe sie nicht rausgeschmeckt. Die Zitronenglasur habe ich weggelassen.

Streuselteilchen. Viel Streusel, eher zuviel. Trotzdem lecker. Würde ich unbedingt wieder mit Frucht machen (habe Marmelade genommen), vielleicht sogar mal Mandarinchen aus der Dose drauf. Dafür weniger Streusel und ein bisschen krümeliger (man siehe die Brocken...). Glasur habe ich wieder weggelassen. Hier das Rezept. Ich habe Margarine statt Butter genommen.

Übrigens habe ich einige vegetarische Grillalternativen probiert, die gut waren. Zum Beispiel "Vegetarisches Filet" und "Vegetarische Bratwurst" von Garden Gourmet. Das Filet war besonders lecker, die Wurst okay.

Ich habe so viele neue Rezepte zum Ausprobieren und schon einige Lieblinge unter den bisher ausprobierten. So kann es weiter gehen. :o)

Hier geht es weiter: Veganes Leben. Ich esse keine Tiere mehr. - Meine Ethik & die Folgen - Teil 11 

Anja Kolberg

Wenn Sie auf diesen Beitrag hinweisen möchten, können Sie einen Link hierhin setzen: https://www.frauencoaching.de/archives/2011/05/entry_6683.html Das Nutzen der Inhalte außerhalb dieser Webseite ist verboten.

Erstellt durch: Anja Kolberg am Montag, 09 Mai, 2011
Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
Newsletter

Aktueller Beitrag: Veganes Essen wird zur Normalität
Meine Ethik & die Folgen - Teil 10
« Südafrika: Lektionen, die ich lernen durfte | Home | Rosen, hüpfen & loslassen »